INTERVIEW: „Die Weltbank ist nicht reformierbar“
■ Umweltschutzgruppen kritisieren die Politik der Weltbank als nicht funktionsfähig
Srisuwan Kuankachorn ist einer der Organisatoren des „People's Forum“ und Mitarbeiter der thailändischen Umweltorganisation „Project for Ecological Recovery“.
taz: Wie beurteilen thailändische Nichtregierungsorganisationen die Reformfähigkeit der Weltbank?
Kuankachorn: Darüber gibt es keine einheitlichen Meinung. Unsere Einigkeit besteht darin, Entwicklungsstrategien zu propagieren, die der Teilnahme der Bevölkerung eine große Rolle einräumen. Die Mehrheit der Organisationen, die an der Vorbereitung des People's Forum beteiligt sind, halten die Weltbank aber für nicht reformierbar.
Was halten Sie von der Umweltpolitik der Weltbank?
Sie funktioniert nicht. Die Bank erkennt nicht die sozialen Gruppen an, die alternative Umweltverträglichkeitsstudien durchführen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird von den Institutionen gemacht, die die Kredite erhalten. In Thailand hat sich gezeigt, daß keine angemessene Studien durchgeführt wurden. Die ökologischen Kosten wurden völlig unterbewertet. Auch im Falle des Pak-Mun-Dammes, der schwere ökologische Folgen haben wird, befürchten wir, daß die Weltbank weiter an dem Bau festhält, auch wenn die Entscheidung über die Kredite kürzlich auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Wer bestimmt eigentlich in Thailand die Wirtschaftspolitik, Weltbank und IWF oder die Regierung?
Das ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Ein Blick in die Geschichte Thailands zeigt, daß die Rolle der Weltbank bereits vor 30 Jahren weichenstellend war, als sie die Formulierung des ersten Entwicklungsplans und die Schaffung zentraler Entwicklungsbehörden maßgeblich beeinflußte. Die Entwicklungsplanung wurde in den Händen von Technokraten zentralisisert, die an westlichen Universitäten ausgebildet wurden. Was die Regierung angeht, so konnte sie in der Vergangenheit kaum als demokratisch bezeichnet werden. Ihr fehlt der Blick für die sozialen und ökologischen Folgen ihrer Politik.
Gab es keine Interessenkonflikte zwischen Regierung und Weltbank beziehungsweise IWF?
Wir haben keine wahrgenommen, auch jetzt nicht, als die Bank beschloßen hat, die Entscheidung über den Kredit zum Bau des Pak-Mun-Dammes auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Die Weltbank möchte den Staudamm gern finanzieren. Sie ist hier aber in einem Dilemma und starkem Druck internationaler Umweltschutzorganisationen ausgesetzt. Wenn die Bank gegen ihre eigenen umweltpolitischen Regeln verstößt, schadet das ihrem Image sehr. Es ist aber kein Konflikt mit der Regierung.
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