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INTERVIEWNeue Gardinen helfen nicht

■ Eine Rundfrage der taz, Teil drei: Libgart Schwarz, Schauspielerin an der Schaubühne

taz: Frau Schwarz, was halten Sie als Schauspielerin davon, die Straße, in der Ernst Lubitsch geboren ist, nach ihm zu benennen?

Libgart Schwarz: Viel, sehr viel. Ernst Lubitsch müßte unbedingt verewigt werden, da bin ich auf jeden Fall dafür.

Nun ist es so, daß die besagte Straße noch Wilhelm- Pieck-Straße heißt und eine der wenigen ist, die ihren Namen aus DDR-Zeiten weiterhin tragen. Finden Sie es angebracht, daß nun, im Zuge der Straßenumbenennungsbestrebungen, auch diese Straße noch in »neuem Gewande« präsentiert wird?

Entschuldigung — Wilhelm Pieck, wer war das?

Der erste Präsident der DDR und...

Ach so — und warum werden jetzt eigentlich die ganzen Straßen umbenannt? Was für Gründe haben die Leute, die sich das in Kopf gesetzt haben?

Nun ja. Offensichtlich können sie mit der Symbolik, die hinter diesen Namen steht, nicht mehr leben, finden sie nicht mehr angebracht...

Nein, also in diesem Falle muß man unbedingt beachten, wem man da eine Straße wegnehmen würde. Es ist einfach keine Sache, Namen auszurotten. Eine neue Gardine hilft ja auch nicht, ein scheußliches Zimmer aufzumöbeln. Viel wichtiger ist doch, daß Namen gegenwärtig bleiben, von einer längst vergangenen Zeit erzählen. Das könnte auch eine Ernst-Lubitsch-Straße, und ich fände es prächtig, wenn ihm auf diese Art zum Gedenken verholfen würde. Aber so... Dann lieber eine andere Straße.

Was mögen sie ganz persönlich an Ernst Lubitsch?

Ganz einfach: seine Filme. Es klingt vielleicht banal, aber er hat einfach wunderbare, lustige Filme mit viel Esprit gemacht. Er hat Geist. Man kann nicht sagen, daß es komisch sei, was er gemacht hat — es ist geistvoll. Er hat einfach eine besondere Sicht auf das Leben. Wo sieht man denn heute noch so eine leichte Einstellung zu den schweren Dingen des Lebens? Interview: Petra Brändle

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