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INTERVIEWDie Agrarstruktur verändern

■ Der russische Geograph Boris Kotschurow über Treibhauseffekt und Landwirtschaft in den GUS-Staaten

Boris Kotschurow hat mit seinen Mitarbeitern von der Moskauer Akademie der Wissenschaften die erste Karte der ökologischen Situation der ehemaligen Sowjetunion erstellt. Ein Ergebnis: Die Landwirtschaft der GUS-Staaten ist von lokalen und regionalen Umweltverschmutzungen bedroht. Doch die GUS-Staaten versprechen sich von einer globalen Erwärmung Vorteile.

taz: Zu welchen Ergebnissen kommen Sie denn bei der Frage der Verseuchung?

Kotschurow: Es sind 373.000 Quadratkilometer, die landwirtschaftlich absolut nicht mehr nutzbar sind. Auf weiteren 670.000 Quadratkilometern ist der Boden stark beschädigt, auch wenn noch angebaut wird.

Angesichts dieser Verluste an Ackerfläche macht Ihnen der Treibhauseffekt sicher besondere Sorgen. Welche Auswirkungen hat die drohende Klimakatastrophe auf die Landwirtschaft der GUS?

Wir erwarten, daß sich das Klima um etwa ein Grad erwärmt. Das führt dazu, daß sich der Zustand in den südlichen Regionen stark verändern wird. Es wird in diesen Regionen feuchter werden, es wird dort mehr Regen fallen, selbst in Wüstengegenden. Das wirkt sich sicher auch auf die Landwirtschaft aus.

Das heißt, Sie erwarten einen positiven Effekt?

So einfach kann man das nicht sagen. Gefährdet oder sogar zerstört werden damit traditionelle Formen und Methoden der Landwirtschaft, die im Süden ansässig sind. Die landwirtschaftlichen Strukturen müßten also völlig verändert werden. Heute besteht eine bestimmte regionale Spezialisierung. Sie brauchen dann aber eine völlig neue Ausrichtung. Im Norden wird es so sein, daß das ewige Eis schmilzt und die Dauerfrostböden zu tauen beginnen. Das wird vor allem zu einer weiteren Erwärmung großer Territorien führen. Interview:

Hermann-Josef Tenhagen

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