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INTERVIEW„Wir wollen unsere Städte wieder bewohnbar machen“

■ Der brandenburgische Verkehrsminister Jochen Wolf äußert sich zur Verkehrspolitik der SPD und zum Transrapid

taz: Die SPD gibt sich verbal sehr progressiv in Sachen Verkehrspolitik. Im Grundsatzprogramm ist viel von Verkehrsvermeidung zu lesen. Tatsächlich aber haben auch die SPD-regierten Länder eine riesige Menge Asphalt für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Ist das Programm überhaupt das Papier wert, auf dem es steht?

Jochen Wolf: Es ist mehr wert! Es geht um die Gestaltung des Verkehrs in Deutschland. Aber man muß die Ost- und Westländer differenzieren. Die Verkehrssituation im Osten können Sie kennenlernen, wenn Sie ein beliebiges Verkehrsmittel benutzen. Wir könnten auf den jetzigen Straßen nicht mal mit Postkutschen fahren! Ohne Sanierung werden unsere Verkehrswege den Anforderungen der Wirtschaft einfach nicht gerecht.

Aber Neubau und Sanierung sind ja ein großer Unterschied.

Also Neubau findet in Brandenburg nur bei 80 Ortsumgehungen statt — und die werden Sie ja wohl nicht als unökologisch einstufen! Wir streben ein integriertes Verkehrskonzept an, das aber nicht von einer Ausgrenzung oder Verteufelung des Autos ausgeht — insbesondere auch in der Fläche.

Was heißt das?

Daß wir auch Straßen brauchen.

Haben Sie den Transrapid für den Bundeverkehrswegeplan in Bonn angemeldet?

Nein.

Werden Sie sich dagegen wehren?

Nein, warum? Der Transrapid als mögliches künftiges Verkehrsmittel ist ja diskussionswürdig. Wir prüfen das noch. Ich werde das Ergebnis der Untersuchungen abwarten, ehe ich ein Urteil fälle, denn ich halte nichts davon, emotional zu urteilen. Jedenfalls nicht, wenn es technologische Entwicklungen betrifft. Die Transrapidforschung hat unter einer SPD-Bundesregierung begonnen. Die SPD also in einen Widerspruch zum Transrapid zu bringen, das geht nicht. Schließlich gibt es klare Kriterien: dafür sprechen seine hohe Geschwindigkeit, die schnelle Beschleunigung, der geringere Energieverbrauch und geringere Lärmemission — alles Dinge, die aus ökologischer Sicht Vorteile versprechen.

Sie sehen also keine Probleme für die Bevölkerung in Brandenburg, die durch den Transrapid belästigt wird?

Ich weiß nicht, ob sie mehr belästigt würde als von anderen Verkehrsträgern. Wir haben wie fast immer im Leben nur die Wahl zwischen einem kleineren und größeren Übel. Und wenn wir immer das kleinere Übel wählen, dann denke ich, haben wir eine Entscheidung im Sinne der Menschen getroffen. Annette Jensen

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