IG Metall streikt weiter: Es trifft die Autohersteller im Süden
Hunderttausende Arbeiter bei Daimler, Porsche, BMW und Audi legen ihre Arbeit nieder. Sie wollen sechs Prozent mehr Lohn und mehr Zeit für ihre Familien.
Insgesamt hätten damit an den drei Produktionsstandorten in der Nachtschicht rund 3.600 Metaller ihre Arbeit ruhen lassen.
Seit Mitternacht legten rund 7.000 Beschäftige auch bei BMW in München ihre Arbeit nieder, wie Gewerkschaftsmitglied Horst Lischka sagte: „Das ganze Stammwerk steht still.“ Mehrere hundert Mitarbeiter versammelten sich vor den Werkstoren.
Auch beim größten deutschen BMW-Werk in Dingolfing stand die Produktion ab 5 Uhr morgens still. 13 .700 Beschäftigte beteiligten sich nach Aussage von Robert Grashei von der IG Metall an dem Warnstreik. „1.600 Autos können heute nicht gebaut werden“, sagte er am Freitagmorgen. Das sei die Tagesproduktion des Werks. Bei einer Kundgebung um 13 Uhr wurden Tausende Streikende erwartet.
Bei Audi in Ingolstadt und Münchmünster soll ebenfalls 24 Stunden lang kein Auto vom Band rollen, wie Bayerns IG-Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler am Donnerstag angekündigt hatte. Bereits an diesem Tag hatten rund 23.000 Beschäftigte der Branche in Bayern die Arbeit ruhen lassen.
Zielgerade zum Höhepunkt
Mit den ganztägigen Aktionen bei den Autoherstellern steuert die IG Metall auf den Höhepunkt ihrer Ausstände zu. Erwartet werden rund 300.000 Teilnehmer bei Aktionen unter anderem bei BMW, Audi, Daimler und Porsche. An den beiden Tagen zuvor hatten bereits rund 200.000 Beschäftigte die Arbeit liegen lassen.
Die Gewerkschaft will den Druck auf die Arbeitgeber vor weiteren Verhandlungen erhöhen, die frühestens am Montag in der dann sechsten Runde beginnen dürften. Die IG Metall Baden-Württemberg hat den Arbeitgebern erst für Beginn kommender Woche eine Fortsetzung der Gespräche in Stuttgart angeboten. Zuvor müsse sich Südwestmetall aber noch deutlich bewegen, hatte Bezirkschef Roman Zitzelsberger in Stuttgart erklärt.
Die IG Metall verlangt bundesweit sechs Prozent mehr Geld und das Recht für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten, die Wochenarbeitszeit zeitweise auf 28 Stunden abzusenken. Schichtarbeiter, Eltern kleiner Kinder und pflegende Familienangehörige sollen dabei einen Teillohnausgleich erhalten, den die Arbeitgeber bislang strikt ablehnen und für rechtswidrig halten. Bislang ist es ihnen nicht gelungen, die Aktionen vor Arbeitsgerichten zu stoppen.
Vergangenes Wochenende hatten die Vertreter der IG Metall Baden-Württemberg und des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall die fünfte Verhandlungsrunde im laufenden Tarifkonflikt ergebnislos abgebrochen. Die IG Metall entschied daraufhin, 24-stündige Warnstreiks in bundesweit rund 275 Betrieben mit 500.000 Beschäftigten zu organisieren.
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