■ Nachschlag: IG-Medien-Ausstellung zu Krieg und Revolution in Spanien 1936-1939
Was die Ausstellung zu Olympia 1936 nur beiläufig erwähnt, dem widmet sich eine Dokumentation der IG Medien: „Krieg und Revolution in Spanien 1936-1939“. Eine „Ausstellung wider den Zeitgeist“ soll es sein, und begleitend gibt es ein umfangreiches Programm mit Zeitzeugen, Filmen und Vorträgen. Zeitgeist, das ist für den Spanienkämpfer Fritz Teppich die schmerzliche Erfahrung, daß die Freiwilligen, die gegen die Putschisten unter General Franco die Republik mitverteidigten, „totgeschwiegen werden“. Also will die Ausstellung die Nachwelt erinnern: an die immerhin rund 50.000 Freiwilligen aus 54 Ländern, die „in Spanien gegen Faschismus und Nationalsozialismus“ Widerstand geleistet haben.
Collagen aus Zeitungsberichten und Pressefotos, Propagandaplakate der sozialistischen Republikverteidiger sowie Frontaufnahmen des legendären Kriegsfotografen Robert Capa dokumentieren die politische Entwicklung. Als militärischer Kopf des autoritär-konservativ-katholischen Spektrums entfachte General Franco im Juli 1939 den Aufstand gegen die von einer Volksfront aus Liberalen, Sozialisten und Kommunisten regierte Republik. Franco erhielt Hitlers und Mussolinis militärische Hilfe; die Republik Unterstützung von der Sowjetunion. Spanien wurde zum „Truppenübungsplatz“ des Zweiten Weltkrieges und sämtliche Bürgerkriegsparteien zu Marionetten des deutsch-sowjetischen Stellvertreterkrieges.
Die Ausstellung versucht ein komplexes und zudem kontroverses zeitgeschichtliches Thema in erstaunlich geraffter Form und abgerundet zu behandeln. Präsentiert wird jedoch der empirische Befund aus dem Blickwinkel des sozialistischen Milizionärs Fritz Teppich. Robert Capa war das Problem zwischen Erfahrung und kritischer Distanz bewußt: „Im Krieg mußt du jemanden hassen oder lieben, du mußt einen Standort haben, sonst hältst du nicht durch, was da abläuft.“ Das Problem war den Veranstaltern offenkundig nicht bewußt. Um so mehr zeigt die Exposition, daß eine sachliche Aufarbeitung des Themas längst überfällig ist, die – zumal von politischer Seite in Berlin – versagt wird. Am 6. April 1939 marschierte in Berlin-Zehlendorf die „Legion Condor“ ein. Die Wannseestraße heißt seitdem Spanische Allee. Ansgar Oswald
Bis 13.9., Mediengalerie im Gewerkschaftshaus, Dudenstraße 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen