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IFA-KommentarWann die Fernsehwürfel fallen

Kommentar von Steffen Grimberg

Onlinezeitalter, Digitales Fernsehen - auf der Internationalen Funkausstellung gab es vor allem heiße Luft. Über die Medienzukunft wird erst nach der IFA entschieden werden.

W enn die Internationale Funkausstellung am Mittwoch zu Ende geht, gibt es wieder einmal eine Rekordbeteiligung zu vermelden. Doch die IFA hatte einen großen Nachteil: Sie kam zur früh. In technischer wie politischer Hinsicht.

Bild: taz

Steffen Grimberg ist Medienexperte der taz

Da ist das allseits gefeierte, hochauflösende HDTV-Fernsehen. Es soll der guten alten Flimmerkiste endlich wieder echten, sinnlichen Mehrwert einhauchen: Diese Farben! Diese Brillanz! Leider leidet das Format gleich an zwei gefährlichen Kinderkrankeiten: Die Geräteindustrie ist sich über den exakten technischen Standard noch uneins. Und es fehlt bisher schlicht an Programm für das neue Format. Gerade das aber wäre entscheidend, um sich beim Verbraucher durchzusetzen.

Lediglich beim Pay-TV, in Deutschland weiterhin wenig beliebt, wittert die Branche deshalb hochauflösende Fernsehluft. Für die Öffentlich-Rechtlichen kommt HDTV dagegen zu früh: Sie wollen erst 2010 zu den Olympischen Winterspielen in Kanada auf das Format umschalten. Denn die Kosten für HDTV-Produktionen liegen heute noch ein Fünftel über den üblichen Standardpreisen. So bleibt das Fernsehen der Zukunft für die meisten Sender schlicht zu teuer.

Auch medienpolitisch bot die IFA viel heiße Luft. Verleger und Privatsender fordern, den Zutritt von ARD und ZDF ins Online- und Digitalzeitalter möglichst pauschal und massiv zu beschränken. Doch das macht wenig Sinn. Kein Zeitungsverlag wird durch das Intenet-Angebot von ARD und ZDF "kalt enteignet" - diese Behauptung aus dem Verlegerlager wird auch durch gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht richtiger. Die Lobby der Privatsender droht sogar mit dem erneuten Gang nach Brüssel, um das Verfahren der EU-Kommission gegen die deutsche Rundfunkgebühr neu aufleben zu lassen. Doch auch das ist in erster Linie Spiegelfechterei, die die Medienpolitik beeindrucken soll.

Dort stehen in den nächsten zehn Tagen wichtige Weichenstellungen an: Morgen treffen sich die Chefs von ARD und ZDF mit den zuständigen Abgesandten der Ministerpräsidenten der Länder. Erst hier werden die Grenzen dessen ausgelotet werden, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Internet tun darf und was er lassen soll.

Und noch ein Schicksalstag steht an, ausgerechnet am 11. September: Dann wird das Bundesverfassungsgericht sein Gebührenurteil sprechen und festlegen, wie viel Einfluss die Politik auf die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland künftig überhaupt nehmen darf. Erst dann wird die Medienzukunft hierzulande Formen annehmen.

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