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I N T E R V I E W Trittbrettfahrer im Supermarkt

■ Christoph Busch, Vorkämpfer für eine Freie Radiobewegung und Mitglied des Freundeskreises „Radio Fledermaus“ in Münster, über den Trend zum legalen Radio

taz: In Berlin hat jetzt erstmals ein linksalternatives Radio eine Sendelizenz für den Äther erhalten. Läßt das dein Herz höher schlagen? Christoph Busch: Nein. Hier hat man versucht, unter Bedingungen unterzukommen, die man sich nicht selbst erkämpft hat. Ich bin zwar nicht rigoros gegen jede Privatisierung, aber bei den Freien Radios hat man das schon anders diskutiert. Man wollte auch legal senden, aber unter Rahmenvorstellungen, die man sich selbst gegeben hat. Für diese Idee gab es keine Verbündeten, weil es immer hieß, das geht nur öffentlich–rechtlich. Alles andere ist Sünde. Jetzt ist der Hörfunk zu Markte getragen worden, und da muß man sich überlegen, ob man mitmacht oder nicht. Trotz alledem: Ich finde das ok, was die Berliner machen. Heißt die neue Parole also Funken um jeden Preis, während früher ganz strikt galt: „Kein Kommerz auf Megaherz“ und „legal, illegal, scheißegal“? Ich glaube nicht, daß es eine Trendwende ist. Es hat schon immer Leute gegeben, die sich drum gekümmert haben, wie es ganz legal aussehen könnte. Zum anderen bin ich immer noch gegen Werbung. Daß aber diese Prinzipien über Bord gehen konnten, ist ganz einfach zu erklären. Du bist jetzt mit im Supermarkt. Da wäre es eine ganz moralische Haltung, auf Werbung zu verzichten. Die Initiativen, die nie illegal angefangen haben, haben immer schon geguckt: Wie kommen wir mit aufs Trittbrett. Das ist auch ein Unterschied zwischen Radio 100 und Radio Dreyeckland. Auf der einen Seite also die Trittbrettfahrer. Aber wo bleiben gegenwärtig denn die Freien Radios? Es gibt sie noch, auch wenn jetzt eher sporadisch gesendet wird. Ich sehe den Stand der Dinge zur Zeit so: Wer unter den abgefahrenen Bedingungen legales Radio machen will, soll es machen. Nur sollte man sich darüber klar sein, daß langfristig keine großen Unterschiede zu irgendeinem kritischen öffentlich–rechtlichen Rundfunk hinzukriegen sind. Dagegen wird es weiterhin freie Radios geben und geben müssen, weil du längst nicht alles in einem legalisierten Radio sagen darfst. Vielleicht ist eine Kooperation möglich. Findest du das befriedigend: hier sporadisch zu senden und da der CDU–Medienpolitik nachzugeben, die erfolgreich auf Privatisierung und Kommerzialisierung setzte? Befriedigend ist es nicht. Die Linken müssen Medienpolitik jetzt mehr denn je mitgestalten und nicht alles schlucken, was rechte Medienpolitiker vorgeben. Birgit Meding

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