: I N T E R V I E W „Gehe nicht mit grünem Mandat“
■ Die grüne Europaabgeordnete Undine Bloch–Blottnitz nimmt zu den Gerüchten Stellung, sie würde zu den Sozialisten überwechseln / „Ich marschiere nicht mit meinem Mandat von einer Partei zur anderen“
taz: Laut einer Kurzmeldung im Spiegel erwartet die sozialistische Fraktion des Europäischen Parlamentes den Übertritt eines grünen EP–Mitgliedes. In den Fluren wird gemunkelt, die Sozis hätten dich eingeladen. Wirst du die Partei wechseln? Bloch–Blottnitz: Die Sozis, also die sozialistische Fraktion, haben mich nicht eingeladen. Einen Fraktionswechsel kann ich gar nicht planen, weil ich niemals mit diesem Mandat, das ich jetzt habe - das ist ein Mandat der Grünen, und das heißt für mich in erster Linie ein Mandat der Bürgerinitiativen in Lüchow–Dannenberg - in eine andere Fraktion gehen würde. Ich marschiere nicht mit einem Mandat von einer Partei zur andern. Da ich ohne ein Mandat keine Fraktion wechseln kann, erübrigen sich wohl alle Gerüchte. Für dich steht also kein Wechsel von den Grünen zu den Sozis zur Debatte? Als Abgeordnete eindeutig: Nein! Dann nach deiner Zeit als Abgeordnete? Ich spiele natürlich mit dem Gedanken, mich von den Grünen zu trennen. Es ist sehr schwierig für mich, die Arbeit der grünen Partei noch zu verstehen, zumal auf meinem Arbeitsgebiet. Ich habe da Probleme, auch in der Fraktion. Ich habe bei meiner Arbeit hier im Europaparlament, im Umweltausschuß etwa, immer sehr viel Unterstützung gefunden in der sozialistischen Fraktion. Kannst du ein Beispiel nennen für Schwierigkeiten innerhalb der grünen Fraktion? Ich kann mir kaum vorstellen, daß gerade du als Anti–Atom–Kämpferin dich in der SPD wiederfinden kannst. Das ist sicher richtig. Aber ich rede ja auch ganz klar von der Sozialistischen Fraktion im Europaparlament. Das ist der Arbeitsrahmen, in dem ich zur Zeit arbeite und den ich beurteilen kann. Was stinkt dir an der Politik der Grünen? Sie ist zur Zeit derartig diffus, für viele kaum noch nachvollziehbar. Es wird derart viel gestritten und hin und her gemacht; es sind unglaubliche Eitelkeiten im Gange und mir bleiben da die Inhalte zu sehr auf der Strecke. Interview: Thomas Scheuer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen