Hype um Anzeigen in Spielen: Schlachtfeld Game-Werbung
Spieleriese Electronic Arts plant ein kostenlos Game, das sich über Werbung finanziert. "In-game Advertising" wird in Shootern und Strategiegames immer häufiger.
Fast nirgendwo ist man heutzutage vor Werbung sicher. Eine der letzten Bastionen der Reklamefreiheit, die der Computerspiele, ist in den vergangenen Jahren Zug um Zug erobert worden. Waren es einst nur Sportspieletitel, die zusätzlich mit "echten" Werbemitteln für Turnschuhe, Softdrinks oder Handys vollgekleistert wurden, erobert das so genannte "In-game Advertising" inzwischen auch bislang weitgehend unberührte Genre wie Shooter oder Strategiegames.
Das neueste Beispiel stammt nun vom Game-Konzern Electronic Arts (EA). Der Spieleriese will in den nächsten Monaten die nächste Version seines Hitspiels "Battlefield" vorstellen. Die "Heroes" genannte neue Episode wird es nicht wie üblich im Laden geben. Statt dessen soll das PC-Spiel kostenlos online vertrieben werden. Das Geschäftsmodell basiert nicht auf dem Verkauf von Lizenzen, sonder der Vermarktung von Werbung in dem Game. Ein Vorbild bietet EA hierfür der koreanische Markt. Dort wird bereits ein Fifa-Sportspiel verkauft, dessen freie Version mehr als eine Million Dollar an Einnahmen im Monat generieren soll, wie die britische "BBC" berichtet. Der Grund für den Erfolg klingt zunächst simpel: "Online-Spiele haben ein riesiges Publikum", sagte EA-Manager Gerhard Florin. Genau das wolle man nun erschließen.
Das Thema "In-game Advertising" hat inzwischen einen Hype ausgelöst. So interessiert sich inzwischen selbst der Internet-Konzern Google, der den Löwenanteil seiner Umsätze mit Online-Werbung macht, für die Branche - mit Adscape Media hat er bereits ein kleiner Spezialanbieter übernommen. Ob der Ansatz allerdings wirklich so gut funktioniert, wie von den Spielefirmen erhofft, ist unter Fachleuten umstritten. Alok Kejriwal vom indischen "Casual Gaming"-Spezialisten Games2Win, dessen Website Nutzer zu einfachen Spielen im Browser einlädt, meint denn auch, dass Gamer dazu neigten, ein Onlinespiel früher zu beenden, sollten sie zu oft von Werbung unterbrochen werden. Der Einsatz von "In-game Advertising" dürfe deshalb nur vorsichtig erfolgen.
Immerhin: EA brachte die Spielewerbung im dritten Quartal des vergangenen Jahres fünf Millionen Dollar an Umsätzen ein - allerdings ging ein Teil davon an Partner. Im Vergleich zu den Einnahmen aus dem reinen Spieleverkauf (640 Millionen Dollar) sind das sowieso noch Peanuts. Man wolle das Thema über einen längeren Zeitraum aufbauen, betonte das EA-Management bei der Vorstellung der Zahlen - im Jahr könne man bereits mit bis zu 30 Millionen Dollar rechnen.
Bei "Battlefield: Heroes" wird dem Spieler ein Schlachtfeld in Comic-Grafik geboten. Reine Shooter-Freunde sollen mit dem Game deshalb nicht angesprochen werden, es wende sich an Spieler "aller Erfahrungsstufen", hieß es von EA. So will der Konzern offenbar auch Gelegenheitsspieler anlocken, die die Werbekunden interessieren könnten. Der Spieler kann seine Figur selbst gestalten und anpassen und anschließend "Stunden mit dem Charakteraufbau und der Eroberung der Welten" verbringen, hieß es in einer ersten Reklame zu dem Spiel. Online sollen vor allem Spieler mit gleichen Fähigkeiten gegeneinander antreten - ein spezieller "Matching-Algorithmus" ordnet sie einander zu.
Nachschub für das Spiel will EA und sein Partner, das Spielestudio Dice, das schon hinter den anderen "Battlefield"-Games steckte, regelmäßig per Update liefern. Neben der Online-Werbung, die den Spieler angeblich nicht stark ablenken soll, setzt der Hersteller allerdings noch auf eine zweite Umsatzquelle: Wie von "Second Life" und diversen anderen Online-Abenteuern bekannt, kann man sich gegen Geld Zusatzausrüstungen und Verschönerungen seines Spielcharakters verschaffen. Wie die Anteilsverteilung dieser Einnahmeströme zu bewerten ist, sagt man bei EA derzeit noch nicht.
Die "Battlefield"-Serie hat bereits einige Erfahrungen mit dem Internet sammeln können - positive wie negative. So machten sich EA und Dice nur wenig Freunde, weil eines der Vorgängergames quasi beim Spieler reifte - nur nach mehreren Online-Updates war der Titel Experten zufolge wirklich brauchbar. Sollte das bei "Battlefield: Heroes" genauso sein, muss sich der Spieler wenigstens nicht darüber ärgern, dass er Geld für den Kauf des Titels investiert hätte.
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