Hype in Wachs: Taylor Swift, Lisa's version

Die Berliner Künstlerin Lisa Büscher hat für das Hamburger Panoptikum Taylor Swift in Wachs modelliert. Zum Schrecken einiger Fans. Eine Verteidigung.

Taylor Swift in Wachs: vielleicht ein bisschen eckig, aber immerhin handgemacht Foto: Georg Wendt/dpa

HAMBURG taz | Das Netz lacht“, hieß es vergangene Woche in der Überschrift diverser Online-Artikel und weil das Netz ja nicht mit, sondern über einen lacht, sind das selten gute Neuigkeiten. Dieses Mal galt die Häme Taylor Swift. Jedoch nicht der Wahrhaftigen, sondern einer Wachsversion, enthüllt im Hamburger Panoptikum auf St. Pauli. Erst knapp einen Monat ist es her, dass der Mega-Popstar zwei Tage hintereinander das Volksparkstadion füllte – für Swifties, die seitdem eine innerliche Leere spüren, hätte Deutschlands ältestes Wachsfigurenkabinett so was wie ein Pilgerort werden können.

„Was haben die Taylor angetan?“, „Habt ihr Lack gesoffen?“, „Wow, sauschlechte Arbeit“, „Oh no. Daran ist so viel falsch“, „Omg. Hilfe nein *sturzbächeheulendes Emoji*“, klagen Menschen unter Instagram-Posts, die die wächserne Taylor zeigen und es ist zwar in der Realität nicht ganz so schlimm, doch irgendwas ist seltsam an der Panoptikum-Swift: das Gesicht zu eckig, die Augen zu mandelförmig, die Haare zu stufig.

Was die Fans allerdings am ärgerlichsten finden, ist die Art und Weise, wie sie da steht: Das Panoptikum hatte vorab verraten, die Sängerin in einer typischen Pose verharren zu lassen. Und so macht die Figur eine Ich-forme-ein-Herzchen-Geste, allerdings nur mit Daumen und Zeigefinger und nicht mit der ganzen Hand über dem Kopf, wie in echt.

Panoptikum-Swift Grund zur Freude

„Wer ist für dieses Disaster (sic!) verantwortlich?“, will Nutzerin Viktoria wissen. Die Antwort lautet: Lisa Büscher, 42 Jahre alt, Bildende Künstlerin aus Berlin. Acht Monate habe sie an Taylor Swift gewerkelt, unzählige Bilder des Popstars betrachtet, jedes Muttermal – von denen Swift laut Büscher etliche habe – studiert.

Auf ihrer Website steht, sie wolle mit ihren Skulpturen ein Spannungsfeld erzeugen, das „den Betrachter gleichermaßen in den Bann zieht und wieder abstößt.“ Das ist ihr gelungen. Und überhaupt ist die Panoptikum-Swift ein Grund zur Freude. Denn es ist 2024, eine makellose Taylor Swift aus Wachs könnte längst aus dem 3D-Drucker kommen.

Stattdessen halten wir an einer jahrhundertealten Kunstform fest, die was in einem auslöst. Taylor Swift, interpretiert von Lisa Büscher. „Taylor Swift (Lisa’s Version)“ sozusagen. Wachsfigurenkabinette leben von der Erzählung, dass da jemand wochen-, monate-, jahrelang nichts anderes gemacht hat, als die Kinnpartie von Heidi Klum oder Dwayne „The Rock“ Johnson zu modellieren. Kämen die Celebritys aus der Fabrik, wo wäre da der Reiz?

Lisa Büscher war im Panoptikum übrigens auch verantwortlich für Ed Sheeran. Als der enthüllt wurde, bemängelten manche, er sehe eher aus wie Großbritanniens Ex-Premier Boris Johnson. Und so wie Sheeran die Gitarre halte, wirke das, als würde er einem damit gleich eine überziehen. Wie schön! Durch die Augen Lisa Büschers bekommt der Saubermann-Sänger, was ihm im echten Leben fehlt: Ecken und Kanten. Ein bisschen was Verruchtes.

Mich erinnert die Panoptikum-Swift an meine Grundschulfreundin H. Deren Augen hat Büscher perfekt getroffen. Direkt schießen mir all die lustigen Dinge durch den Kopf, die wir miteinander erlebt haben. Ich könnte mich mal wieder bei ihr melden.

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