: Hungerstreik gegen Flüchtlingspolitik
■ Ein Hungerstreik von Ausländern in der Hamburger Pauluskirche regte zu Solidaritätsaktionen in verschiedenen Städten an
Aus Hamburg Benno Uppsala
Seit nunmehr über einer Woche befinden sich in Hamburg Kurden, Türken und Deutsche im Hungerstreik gegen die Flüchtlings– und Ausländerpolitik in der BRD. Die Aktion, als Signal für weitere Initiativen gedacht, weitet sich aus. Volles Haus können die in der Hamburger Pauluskirche untergekommenen Hungerstreikenden beinah Tag und Nacht melden. Mal schaut der Ausländerausschuß der Lehrer–Gewerkschaft GEW vorbei, dann die Hamburger Anwälte, die Asyl–Verfahren als einen Schwerpunkt haben. Ein bis zwei Schulklassen bekommen pro Tag Anschauungsunterricht über die Wirklichkeit des Flüchtlings– Lebens in diesem Land. Eine „unheimlich breite Zustimmung“ zu ihrem Schritt, freut sich einer der Organisatoren gegenüber der taz, habe es gegeben. Die Schülerinnen und Schüler etwa wüßten meist überhaupt nichts über die Situation der Flüchtlinge, wenn sie kommen. An die 40 bundesdeutsche und ausländische Gruppen und Organisationen hatten schon zu Beginn ihre Unterstützung zugesichert. Grüne Bundestagsabgeordnete und die Landesverbände Hamburg, Hessen und Schleswig–Holstein haben sich ebenso solidarisiert wie Jusos und SPD–Mitglieder aus Hamburg und Hessen. Die Hamburger Bühnen Schauspielhaus und Thalia planen Aufführungen zugunsten der Hungerstreikenden. Der Bielefelder AStA hat sich mit einem Solidaritäts–Hungerstreik angeschlossen. In Berlin wird am Montag ein von der AL unterstützter Hungerstreik von Iranern begonnen. Auch Hamburger Kirchen unterstützen die Sache. Der hansestädtische Bischof Peter Krusche hat seine Gemeinden aufgefordert, „alle Möglichkeiten zu nutzen“, um Flüchtlinge „unterzubringen, zu versorgen und sie vor Diskriminierung zu schützen“. In eigenwilliger Weise reagierte die Hamburger Innenbehörde. Als die Hungerstreikenden zu Beginn ihres Fastens am vergangenen Mittwoch dem Innensenator Pawelczyk (SPD) eine Resolution in die Hand drücken wollte, ließ er sich erst dreimal verleugnen und dann die Delegation aus dem Haus prügeln. Am Samstag, elf Uhr, wird von der Hamburger Moorweide eine Demonstration unter dem Motto „Eine Schneise der Unzufriedenheit“ stattfinden. Sozialabbau, Arbeitslosigkeit, Polizeistaat und die Situation der Ausländer sind die Themen.
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