Hunderte Neonazis in Berlin: Demo gegen Kneipenschlägerei
Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet sind am Wochenende in "Schwarzer-Block"-Formation durch Berlin marschiert. Die Nazi-Demonstration wurde von zahlreichen Gegenaktionen begleitet.
BERLIN dpa/bb | Aus Protest gegen einen Anschlag auf eine Kneipe der rechten Szene haben am Samstag rund 750 Neonazis in Berlin demonstriert. Unter massivem Polizeiaufgebot marschierten sie vom Alexanderplatz bis zum S-Bahnhof Landsberger Allee.
Dabei kam es zu Scharmützeln zwischen Demonstranten, Gegendemonstranten und der Polizei. 29 Menschen seien insgesamt festgenommen worden, davon größtenteils Linksautonome, wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte. Etwas abseits des Protestzugs wurde in der Kurt-Exner-Straße ein Auto angezündet, zudem wurden vereinzelt Flaschen geworfen.
Die Rechtsradikalen waren aus mehreren Bundesländern nach Berlin gekommen, viele von ihnen galten als gewaltbereit. Insgesamt waren 1000 Polizisten im Einsatz, um vor allem ein Aufeinandertreffen von Links- und Rechtsextremen zu unterbinden. Mehrere angemeldete Kundgebungen gegen den Neonazi-Aufmarsch rund um den Alexanderplatz sind laut Polizei nach kurzer Zeit aufgelöst worden.
Hintergrund des Neonazi-Aufmarsches war ein Brandanschlag auf ein in der rechtsextremen Szene beliebtes Lokal am Sonntag vergangener Woche in Schöneweide. Zunächst war eine politisch motivierte Tat vermutet worden. Die Polizei geht inzwischen aber von einem persönlichen Racheakt aus, nachdem am Freitag der Staatsschutz sieben Männer festgenommen hatte. Keiner der Verdächtigen habe aus politischer Motivation gehandelt, hieß es. Die Männer seien Ende September bei einer Prügelei in dem Lokal verletzt worden.
Trotz dieser neuen Erkenntnisse beharrten die Rechtsradikalen aber auf den seit Tagen geplanten Demonstrationsmarsch durch Berlin.
Zu den neuen Ermittlungsergebnissen sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Benedikt Lux, der Fahndungserfolg beweise, dass bei der Bewertung solcher Anschläge Vorsicht geboten sei. "Wer schnell und falsch einen politischen Hintergrund vermutet, wie die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus das tat, der gießt unnötig Öl in das Feuer."
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