Hunderte Euro jährlich sparbar: Nur wenige wechseln Energieanbieter
Strom- und Gasnetzbetreiber dürfen wieder höhere Netzgebühren fordern. Doch während die Kunden beim Telefonieren günstige Anbieter suchen, wechseln sie bei Energie kaum.
BONN taz Nach Einschnitten in den vergangenen Jahren dürfen die Strom- und Gasnetzbetreiber erstmals wieder höhere Netzgebühren von ihren Kunden verlangen. Wegen gestiegener Kosten erlaubte die Regulierungsbehörde im Strombereich eine Erhöhung um durchschnittlich zwei Prozent, im Gasbereich um vier Prozent. Das teilte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, bei der Vorstellung des Jahresberichts seiner Behörde gestern in Bonn mit.
Kurth verteidigte die jüngst ausgesprochene Anhebung der Erlösobergrenzen um 7,6 bis 30,2 Prozent, die seine Behörde den vier Konzernen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW für ihre Höchstspannungsleitungen zugebilligt hat, als sachgerecht. Als Begründung gab er die im Jahr 2008 stark gestiegenen Kosten für sogenannte Systemdienstleistungen an, vor allem der Regelenergie, die Anbieter für den Ausgleich von Schwankungen bei der Einspeisung alternativer Quellen wie der Windenergie vorhalten müssten.
Deutlich gestiegen ist der Anteil alternativer Gasanbieter. Habe der Verbraucher zu Beginn des Jahres 2008 im Durchschnitt nur zwischen zwei Gasanbietern in seinem Versorgungsgebiet wählen können, seien es im Januar 2009 bereits sieben gewesen. Allerdings hält sich hier die Wechselbereitschaft noch deutlich in Grenzen. "Wir sind hier bei weitem noch nicht bei einem kritischen Verbraucherbewusstsein, wie wir das bei der Telekommunikation schon haben", sagte Kurth. Dabei könne ein Durchschnittshaushalt durch einen Wechsel des Anbieters bei Strom bis zu 300 Euro im Jahr, bei Gas sogar 400 Euro sparen.
Für die Bundesnetzagentur zeigt auch im Eisenbahnbereich die Marktliberalisierung positive Effekte. So hätten sich inzwischen eine Vielzahl von Eisenbahnunternehmen als Alternative zur Deutschen Bahn etablieren können. "Im Schienengüterverkehr haben Wettbewerber des DB-Konzerns inzwischen einen Marktanteil von über 20 Prozent", sagte Kurth.
Insgesamt zufrieden zeigte er sich auch mit der Entwicklung des Postmarkts, der im vergangenen Jahr um rund drei Prozent auf mehr als 25 Milliarden Euro gewachsen sei. Dieser Zuwachs verdanke sich vor allem der weit überdurchschnittlichen Wachstumsrate im Kurier-, Express- und Paketmarkt. Dabei liege hier der Marktanteil der Wettbewerber der Deutschen Post AG mittlerweile bei über 60 Prozent.
Der Briefmarkt stagniere hingegen, konstatierte Kurth. Verantwortlich seien dafür vor allem "Effekte außerhalb des originären Markt- und Regulierungsgeschehens", speziell der auf Druck der Post eingeführte Mindestlohn für die Branche Briefdienstleistungen, der sich negativ auf die Konkurrenz auswirkte. Die Folge: Trotz des vollständigen Wegfalls ihres Briefmonopols zum 31. Dezember 2007 konnte die Post ihre dominante Position in diesem Bereich sogar noch leicht ausbauen. So kam der Konzern nach Angaben der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr in der Bundesrepublik nach Umsatz auf einen Marktanteil von 89,3 Prozent gegenüber 88,7 Prozent 2007.
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