piwik no script img

Hundeohren auf Durchzug

Schreckliche Szenen: „Maaax“, schreit Herrchen herzzerreißend, „hiiiiieerher“. Max hebt nicht einmal den Kopf. Er hat gerade einen Jogger entdeckt. Als der erfolgreich vertrieben ist, fällt dem Hund sein Halter wieder ein. Er trottet zu dem vor Zorn Bebenden zurück. „Jetzt kommst du an die Leine“, schimpft der und schüttelt ihn im Nackenfell. Max versteht nur eins: Ich komme zurück, und der Idiot bestraft mich.

Eigentlich hilft bei Hunden, deren Ohren im Zweifelsfall auf Durchzug stehen, nur eine Ausbildung zusammen mit anderen Hunden. Da ist die Versuchung am größten. Bleibt der Hund ohne Leine bei Fuß, trotz der vielen Verlockungen um ihn herum, hat man es geschafft. Zu einer Grundausbildung gehören: Sitz, Platz, Bleib, bei Fuß gehen, apportieren und vor allem zuverlässig kommen. Nicht zu empfehlen ist eine Schutzhundausbildung, die den Hund auf das Angreifen von Menschen trainiert.

Ab Herbst bietet das Tierheim Süderstraße erstmalig Kurse für die vermittelten Hunde und ihre neuen HalterInnen an. Und zwar nach dem System des Schweizer Experten Urs Ochsenknecht (siehe Buchtips). Ansonsten bieten alle möglichen Hundevereine zu günstigen Preisen Ausbildungen an, zum Beispiel der neben dem Tierheim.

Die Unterschiede in Qualität und Ton auf dem Hundeplatz sind allerdings groß; das Angebot, erst einmal zuzugucken oder ein paarmal mitzumachen, sollte auf jeden Fall genutzt werden. Auch viele Rassehundevereine, zum Beispiel der Retriever-Club (Golden Retriever und Labrador Retriever) führen eine Ausbildung zum „verkehrssicheren Begleithund“durch.

Vor allem teuer sind kommerzielle Anbieter. Eine Stunde Einzelunterricht für den vierbeinigen Liebling und sein scheinbar einzigartiges Problem können 50 bis 100 Mark kosten. Das lohnt sich nur für wirklich schwierige Hunde, zum Beispiel einer, der die Familienkinder anknurrt oder gar schon gebissen hat. Auf keinen Fall sollte ein „Internat“gebucht werden, in dem Hunde abgeliefert und geläutert wieder abgeholt werden können. Das Gelernte ist in kürzester Zeit dahin, denn eine Ausbildung ist immer auch eine Erziehung für Herrchen oder Frauchen. sim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen