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Humboldt und die Sternwarte

■ Die Geschichte der Urania: Eine Institution der Volksbildung seit über 100 Jahren

Am Anfang vor über hundert Jahren stand eine »Volkssternwarte«. Alexander von Humboldt, der Wissenschaftler und Humanist, hatte weiland durchsetzen können, daß die Berliner Bevölkerung an zwei Tagen in der Woche in der preußischen Sternwarte selbst in den Himmel hineingucken durfte. Wilhelm Foerster, der Leiter der Sternwarte, erlebte alsbald einen regen Publikumsverkehr — vor allem in sternklaren Nächten, an denen er eigentlich lieber selbst durchs Sternrohr schauen wollte. Also ersann er zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Wilhelm Meyer den Plan für eine eigene Sternwarte und eine allen Menschen offenstehende Institution zur Weitergabe der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse: eben jene Berliner Urania.

Die 1888 gegründete Urania, die damals noch in der Invalidenstraße stand, war zuerst noch in Form einer Aktiengesellschaft organisiert. Der Ruf dieses »Mekkas der Volksbildung« breitete sich bald über halb Europa aus, in anderen Städten fanden sich Nachahmer. Doch die juristische Form der Aktiengesellschaft bewährte sich nicht, während der Wirtschaftsdepression in den zwanziger Jahren wollten die Aktionäre ihr Geld zurückhaben, das Urania-Haus wurde verkauft.

In der Nazizeit versuchte man sich zuerst noch gegen die »Gleichschaltung« zu wehren, bis dann im Bombenhagel die Arbeit sowieso eingestellt werden mußte.

1953 wurde die Urania als Verein neu gegründet und das Vortragswesen wieder aufgenommen, 1961 der Grundstein für das neue Haus An der Urania gelegt. Dort stehen Vortragssäle, Ausstellungsetagen und zwei Bühnen für das tägliche Filmprogramm zur Verfügung.

Doch wie so viele Veranstaltungsorte, so hat auch die Urania seit dem 9. November 1989 unter einem Besucherrückgang von rund 20 Prozent zu leiden.

Für die Urania eine schmerzliche Sache, wird ihr Etat doch nur zu zehn Prozent öffentlich gefördert, der Rest muß über die Eintrittsgelder hereinkommen. usche

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