Human-Gen-Forschung

■ betr.: "Führt Genknacks zu Drogensucht?", taz vom 19.4.90

betr.: „Führt Genknacks zu Drogensucht?“, taz vom 19.4.90

Im Zuge der aufkommenden Diskussion um Sinn und Zweck der Human-Gen-Forschung läuft, spätestens seit Mitte der achtziger Jahre, auf wissenschaftlicher und publizistischer Ebene eine vehemente Propaganda-Kampagne. Ihr Ziel ist es, nicht nur von den völlig unkalkulierbaren Risiken des Gen -Komplexes abzulenken, sondern vielmehr auch durch Verbreitung unbewiesener „wissenschaftlicher Erkenntnisse“ (Schizophrenie-Gen, Sucht-Gen und so weiter) die zunehmende Manifestation ultra-konservativen Gedankenguts im medizinisch-biologischen Bereich „beweiskräftig“ zu rechtfertigen. Der auf Hochtouren laufenden Human-Gen -Forschung zugrunde liegt eine sozial-darwinistisch verwurzelte Ideologie, die gesellschaftliche Zusammenhänge, besonders im psychiatrischen Bereich, bewußt verkennt und an deren Ende die völlige Unterwerfung des Individuums an eine gentechnisch induzierte „Norm“ steht.

Damit, daß Ihr, nach 'Spiegel‘ (und 'Bild‘ sowieso) jetzt auch solche „Erfolgsmeldungen“ unkommentiert verbreitet, tragt Ihr zur gezielten Verschleierung der wahren Zusammenhänge bei. Wem das nützt, ist klar: dem Ego-Trip einer Masse unkritischer Genforscher und natürlich den Bilanzen der milliardenschweren, multinationalen Chemiekonzerne. (...)

Kai Treichel, Berlin