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Huhuu, hier ist euer Stasi-Direktor

■ ORB-Radiomoderator Lutz Bertram war bei der Firma

Der genialste „Frühstücksdirektor“ seit der Erfindung des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) wird in Kürze keine Politiker mehr öffentlich auslachen dürfen, und PDSler schon gar nicht: Lutz Bertram, Kultfigur in der Radioszene, war Stasi-Spitzel. Wie der Sender am Freitag erklärte, hat Bertram seine Stasi-Tätigkeit zugegeben.

Intendant Hansjürgen Rosenbauer will die Affäre nicht unter den Teppich kehren. „Mit der ganzen Stasi-Debatte muß offensiv und öffentlich umgegangen werden. Das sind wir unseren Hörern und Zuschauern einfach schuldig“, sagte er.

Das sind sie, denn der ORB hat Lutz Betram als frechste Schnauze Brandenburgs aufgebaut. Mit seiner dreistündigen morgendlichen Sendung „Auftakt“ erreichte der selbsternannte „ORB-Frühstücksdirektor“ eine riesige Fan-Gemeinde. Seine Fragen waren direkt und respektlos, sein Ton schrill, sein Lachen spöttisch, sein Witz beißend — kurz: Der Mann ist phänomenal. Kaum ein populärer Politiker durfte sich erlauben, bei Bertram zu kneifen. Gestern noch drehte der gnadenlose Fragesteller den PDS-Vorsitzenden von Sachsen-Anhalt durch den Wolf.

Dem ORB ist die Sache so hundspeinlich, daß das Fernsehprogramm am Samstag abend geändert wird. In einer Sondersendung wird Lutz Bertram kollektiv ausgepeitscht. Mit dabei: Der Chefredakteur von Radio Brandenburg, Christoph Singelnstein, und der Berliner Publizist Matthias Greffrath, Ex-Wochenpost-Chef. Am Montag können die Hörer von Radio Brandenburg in seiner Sendung „Auftakt“ von 06.00 bis 09.00 Uhr Rache nehmen. Das wird sein Schlußakkord sein: In beiderseitigem Einvernehmen werden die Sendungen in Hörfunk und Fernsehen mit Bertram, der freier Mitarbeiter ist, nicht fortgesetzt. miß

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