: Hüter der „Peanuts“
■ Deutsche-Bank-Sprecher Hilmar Kopper scheffelt auch in Flautezeiten
Er ist der mächtigste Mann Deutschlands. Und gilt doch vielen Beobachtern ausschließlich als „gewissenhafter Arbeiter“: Hilmar Kopper (60), der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank AG. Vielleicht sind bloß seine groben Gesichtszüge daran schuld oder das Fehlen eines Studiums oder auch seine monotonen Vorlesungen auf den Pressekonferenzen. Vielleicht ist der Bankkaufmann aber tatsächlich der beste Arbeiter seines Hauses.
Für Visionen war sein Vorgänger zuständig; Kopper verwirklicht sie lieber, seit er nach der Ermordung von Alfred Herrhausen im Dezember 1989 den Posten zugeschoben bekam. Heute ist die Deutsche Bank die Nummer eins in Europa. Die Bilanzsumme stieg unter Kopper von knapp 400 auf weit über 650 Milliarden Mark. Zum Vergleich: Der Bonner Bundeshaushalt lag im vergangenen Jahr bei knapp 480 Milliarden Mark.
Unter Kopper wurden die Hierarchien neu geordnet, die Arbeitsprozesse gestrafft und der Technikeinsatz forciert. Zugleich summierten sich trotz der tiefsten wirtschaftlichen Krise seit dem Krieg die Gewinne auf fast zehn Milliarden Mark – nach Steuern! Seit 1993 vernichtete die Deutsche Bank nach eigenen Angaben etwa 7.000 Arbeitsplätze. In diesem Jahr sollen allein im Privatkundengeschäft weitere 2.000 folgen: insgesamt ein Minus von fast 20 Prozent in vier Jahren.
Der Rationalisierer Kopper repräsentiert den deutschen Banker schlechthin: Geschäftlich konservativ, grundsolide und hinreichend machtbewußt. Als es bei Daimler-Benz kriselte, mußte Exchef Edzard Reuter aus dem Aufsichtsrat weichen. Der Vorsitzende Kopper blieb verschont. Nebenbei gehört der Landwirtssohn noch zehn weiteren Aufsichtsräten an. Der Fernsehöffentlichkeit bekannt wurde Kopper erst durch seinen Vergleich der ausstehenden Handwerkerrechnungen mit „Peanuts“ im „Fall Schneider“. Verborgen blieb dieser, daß der Großkreditgeber den Konkurs des Baukonzerns ungeschoren überstand: Ihm gehören nun Schneider-Immobilien in bester Citylage. Hermannus Pfeiffer
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