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Hübener: „Es tut mir leid“

■ UKE-Radiologe übernimmt Verantwortung für die Verstrahlung von Patienten / Heute Sondersitzung des UKE-Ausschusses     Von Sven-Michael Veit

Klaus-Henning Hübener hat die Verantwortung für die „tragischen Folgen“ seiner Strahlentherapie übernommen. Bei einer Reihe von Krebs-Patienten sei es „zu schwerwiegenden Nebenwirkungen gekommen, an denen die Strahlenbehandlung einen maßgeblichen Anteil hatte“, erklärte Prof. Hübener am Montag nach einer Anhörung bei Wissenschaftssenator Leonhard Hajen.

Damit hat sich der umstrittene Chef der Radiologie-Abteilung im Universitätskrankenhaus Eppen-dorf (UKE) erstmals zu Wort gemeldet. Und mehr noch - sogar fast eine Entschuldigung kam über seine Lippen: „Ich bedauere es außerordentlich“. Zugleich wies Hübener Vorwürfe zurück, er habe aus wissenschaftlichem Interesse in den Jahren 1987 bis 1990 Patienten mit zu hohen Dosen bestrahlt. Von den 144 Patienten der UKE-Radiologie leiden heute rund 50 an zum Teil schlimmsten Nebenwirkungen, mindestens eine Patientin ist gestorben.

In einer schriftlichen Erklärung versicherte Hübener, er habe nur das Beste gewollt: „Ich versprach mir eine deutlich verbesserte Tumorheilung bei bis dahin sehr unbefriedigenden Behandlungsergebnissen.“ Die Veränderung der Strahlentherapie habe jedoch zu einer Unterschätzung der Nebenwirkungen geführt. Für die Betroffenen, so Hübener, „ist dies sehr schlimm“.

Ob nach der gestrigen Anhörung Hübeners beim Senator wie erwartet offiziell ein Disziplinarverfahren gegen den Mediziner eingeleitet wird, wollte Hajen noch für sich behalten. Nach seinem Zickzack-Kurs der vergangenen Wochen wolle er sich „nicht wieder dem Vorwurf aussetzen, zuerst die Medien und erst dann das Parlament informiert zu haben“. Der Senator will zunächst heute nachmittag dem Wissenschaftsausschuß der Bürgerschaft die Lage schildern.

Auf dieser Sitzung dürfte es hoch hergehen. Der GAL-Abgeordnete Peter Zamory kündigte an, vom Senat „mehrere Sofortmaßnahmen“ zu fordern: Die schnelle und unbürokratische außergerichtliche Entschädigung der Betroffenen und die Unterstützung des Rechtshilfefonds für Patienten durch die Stadt wird er ebenso verlangen wie die Entwicklung eines Nachsorgekonzepts und die Einleitung „standesrechtlicher Verfahren gegen die Ärzte, die von den Gefahren der Therapiemethoden Hübeners wußten, aber nicht eingriffen“.

Die PatientenInitiative hat gestern Gesundheitssenator Ortwin Runde aufgefordert, Prof. Hübener die Approbation zu entziehen. Die schweren Behandlungsfehler des Radiologen, die durch inzwischen drei Gutachten bestätigt worden sind, müßten „zu Konsequenzen“ führen. Dies findet auch die CDU. Es müsse endlich „Schluß sein mit den Verwirrspielen“, fordert deren Abgeordnete Ingeborg Knipper. Auch sie will auf der heutigen Ausschußsitzung dafür sorgen, „daß der Skandal lückenlos aufgeklärt wird“.

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