Howard Marks: In den Fängen der Drogenjäger
■ Er nannte sich Mr. Nice und schmuggelte tonnenweise Dope
Er sieht aus wie einer von den Rolling Stones – zumindest was seine üppigen Lippen und die ausgeprägten Stirnfalten anbetrifft: Howard Marks, ein Mann mit vielen Gesichtern. „Mr. Nice“ war nur einer von 43 falschen Namen, die Marks einst benutze. Dazu kamen 25 Tarnfirmen und 89 Telefonanschlüsse.
Mitte der Achtzigerjahre schmuggelte er Lieferungen von bis zu 50 Tonnen Marihuana über die ganze Welt und galt als der meistgesuchte Mann Großbritanniens. Zwischenzeitlich wurde der „James Bond des Haschischschmuggels“ vom MI 6, dem Geheimdienst der britischen Majestät, angeworben und kooperierte für seine Drogendeals mit der IRA und der CIA, der Mafia und der Yakuza – dann geriet er ins Visier des US-amerikanischen Drogenjägers Craig Lovato von der „Drug Enforcement Agency“ (DEA).
Diesen brachte zur Rage, „daß ich nicht nur Dope schmuggelte, sondern auch noch Spaß daran hatte“, schreibt Marks in seiner Autobiographie, in der er trotz seines lästigen Verfolgers stets gut weg (und bei den Frauen meist gut an) kommt – jedenfalls bis 1988. Denn Lovato gab solange nicht auf, bis er Marks erwischt hatte: Bei einer wahnwitzigen Polizeifahndungsaktion wurde er in Spanien verhaftet und in Ketten in die USA gebracht.
Zwei Jahre später verurteilte ihn ein amerikanisches Gericht zu 25 Jahren Haft im Hochsicherheitsgefängnis Terra Haute in Indiana – insgesamt sieben Jahre mußte Marks absitzen. Nach seiner vorzeitigen Entlassung ist Howard Marks in England zu einer Art Popstar geworden: Er tourt mit seinem Bestsellerbuch im Gepäck durchs Land und wenn er nicht dem Ruf gerecht zu werden versucht, so viel wie möglich zu rauchen, macht er sich mit der „The Legalize Cannabis Party“ für die Freigabe aller Drogen stark. ole
Howard Marks: „Mr. Nice, grow!“ Publishing/Darmstadt, 2. Auflage 1998, 29,80 DM
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