„Hot Spot“ Mitrovica

Zwei Bremer Schupos haben zusammen mit Türken, Nord-Iren und Ghanaern im Kosovo geholfen, eine multi-ethnische Polizei aufzubauen – wie erfolgreich, zeigt sich in zwei oder drei Generationen

taz ■ Mitrovica, Kosovo: Eine Stadt, in der die Einflussgebiete von verfeindeten Serben und Albanern direkt aufeinander stoßen, nur getrennt durch eine Brücke. Nicht gerade ein Einsatzort, den sich Schutzpolizisten wünschen. Oder doch?

Die beiden Bremer Schupos Sven Dormann und Uwe Old sind gerade aus Mitrovica und Pristina zurück gekehrt und wurden gestern offiziell von Noch-Innensenator Kuno Böse (CDU) in Empfang genommen. Zu ihrem einjährigen Einsatz im Rahmen der UN-Friedensmission UNMIK hatten sie sich freiwillig gemeldet. Ihre Aufgabe: Den Aufbau der „Kosovo Police Services“ (KPS), voran zu treiben.

Der 34-jährige Dormann war für die Ausbildung von vier Klassen Albanern zu Polzisten zuständig. Er würde am liebsten gleich wieder hinfahren, auch wenn die Arbeit gefährlich sei: „Nachbarschaftsstreitereien werden da schon mal mit Gewehr und Handgranate ausgetragen.“ In der Bremer City muss der Streifenpolizist „nicht auf Minen achten.“ Kollege Old, der jetzt zum zweiten Mal im Kosovo war, fragt: „Was ist gefährlich? Während meines ersten Einsatzes 1999 sind dort keine Beamten ums Leben gekommen, in der gleichen Zeit starben in Deutschland vier Kollegen“. Und: „Man stürzt sich nicht gleich in eine Situation hinein, bittet Spezialeinheiten viel eher um Unterstützung.“ Anschläge, wie in Kabul oder in Mitrovica auf ein Polizeirevier vor ein paar Wochen, könne man jedoch „nicht voraus sehen“.

Old berichtet Erstaunliches: Von ihnen vor Gericht gebrachte Straftäter hätten als erstes dem Richter gesagt, wie gut sie von der Polizei behandelt worden seien. Vor allem die serbische Bevölkerung sei gegenüber der Polizei sehr misstrauisch, misshandelt zu werden. Vertrauen zu gewinnen, sei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, sagt Old.

Senator Böse betonte, dass der Kosovo-Einsatz von Bremer Ordnungshütern für die hiesige Polizei eine Bereicherung bedeute. Deshalb dürfe es nicht vorkommen, dass Vorgesetzte versuchten, Angehörige ihres Reviers daran zu hindern, sich für eine solche Mission zu bewerben, wie Sven Dormann gestern berichtete.

Die beiden Bremer schätzen, dass frühestens in zwei bis drei Generationen etwas mehr Ruhe zwischen Serben und Albanern einkehrt. Der Aufbau einer multi-ethnischen Polizei könnte dazu dienen. Aber derzeit gehen Dormann und Old davon aus, dass das Pulverfass Kosovo mit dem Ende der UNMIK-Mission bald wieder explodiert. ube