: Horner Bad THM-verseucht?
■ Bremer Unterschung schlägt bundesweit Wellen: Zwei Bremer Freibäder auf Negativliste
Das Horner Band ist bundesweit spitze – bei den Messungen des giftigen Trihalomethan (THM). Das haben Messungen des Bremer Chemikers Professor Wolfram Thiemann ergeben, der Stern wird in seiner nächsten Ausgabe eine große Geschichte davon haben: 30 Freibäder zwischen München und Hamburg hat Thiemann untersucht, 26 davon liegen über dem empfohlenen Richtwert von 20 Mikrogramm pro Liter. Das Horner Bad in Bremen liegt mit 302 Mikrogramm an der Spitze der bundesweiten Negativ-Skala.
THM ist ein Gemisch aus Chloroform und organischen Stoffen. Wenn also Chlor zum Beispiel auf Urin trifft, ensteht daraus das krebserregende THM. Auch das Stadionbad hat nach den Thiemann-Messungen eine ordentliche THM-Konzentration: 113 mcg/ Liter. „Da würde ich freiwillig nicht ins Wasser steigen“, sagt Thiemann. Gerade für Schwangere und Kleinkinder sei es gesundheitsschädigend, in THM-haltiges Wasser zu gehen.
Ausgerechnet das Horner Bad ist betroffen, dessen Wasser aus einer Sole-Quelle entspringt und wegen seiner gesundheitsfördernden Qualität im Winter per Tankwagen ins Waller Hallenbad gefahren wird.
Warum werden die beiden Bäder nicht sofort geschlossen? Zuständig wäre Frau Dr. Zolondek vom Bremer Hauptgesundheitsamt. sie sieht den Fall ganz anders: Da es noch keinen offiziellen Richtwert für Trihalomethane gäbe, könne von einem Gesundheitsrisiko auch keine Rede sein, sagt sie. Außerdem würde THM über die Atemwege aufgenommen werden und unter freiem Himmel sei die Konzentration mit frischer Luft doch sehr groß. Sie rät aber den Schwimmbadbesuchern zur Eigeninitiative: gründlicheres Duschen bevor man ins Wasser geht sei beispielsweise eine Möglichkeit, die organischen Substanzen aus dem Wasser fernzuhalten, denn auch Schweiß und Dreck begünstige schließlich das Entstehen von THM.
Auch der technische Leiter der Gesellschaft für öffentliche Bäder, Wiedemeyer, sieht die Lage enspannt. Er verweist auf den amerikanischen Biochemiker Bruce Arnes, der schreibt: „Das mit einstündigem Schwimmen verbundene Krebsrisiko ist um den Faktor 10.000 geringer als das mit dem Genuß einer Flasche Bier verbundene Krebsrisiko“. Er hält den am Donnerstag erscheinenden Artikel im Stern für Panikmache.
Er bestätigt allerdings, daß es keine Untersuchung darüber gibt, wieviel Mikrogramm THM ohne gesundheitsschädliche Wirkung eingeatmet werden darf. Um die Gesundheitsgefährdung bemessen zu können, müßte man zudem feststellen, wieviel Mikrogramm des flüchtigen THM während eines durchschnittlichen Schwimmbadbesuches eingeatmet wird. Grenzwerte gibt es nur für die THM-Konzentration in der Luft am Arbeitsplatz. Mit diesen Werten, sagt Frau Zolondek, könne man für die Freibäder nicht arbeiten. jup
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