: Hoppla, jetzt kommt Jaschke
Den Körper in der Haltung eines Skifahrers bei der Abfahrt, das Gesicht in innerer Erregung zusammengepreßt: Wenn Marlene bei ihrer Atemtherapie nicht aus der Hüfte kommt, dann ist das schreiend komisch, dann biegt sich das Publikum vor Lachen. Die Berliner kennen Marlene Jaschke bislang nur als Dauergast in der Schmidtshow, der samstäglichen Unterhaltungsperle der Nordkette. Jetzt kommt die Jaschke mit eigenem Programm und katapultiert sich shootingstar-gleich in den Komikerhimmel. Protestantisch-verklemmt und schrecklich neugierig erzählt Marlene Jaschke alias Jutta Wübbe (35) Geschichten aus dem Leben und zwar aus jenen Untiefen banaler Alltäglichkeit, die immer schon den Stoff für wirklich guten Humor abgegeben haben. Sei es die Konkurrenz zu Nachbarin Hannelore um den schönsten toskanischen Lammhaarhut, sei es die Liebe zu Wellensittich Waltraud, der an einer automatisch zurückschnellenden Gummileine mit zum Einkaufen kommt: Jaschkes Witz liegt in den Grenzbereichen zwischen Spießigkeit und Absurdität und nicht zuletzt in einer brüllenden Mimik und Gestik. Ohne Durststrecken und mit großem Männerhunger erzählt sie sich durch zwei Stunden Programm, singt herzergreifend und rezitiert klassische Gedichte. Und das alles in diesem wundervoll gedehnten Hamburger Platt, das selbst schon wie eine Atemtherapie klingt. »In der Person der Jaschke steckt viel von dem, was ich selbst einmal war«, sagt Jutta Wübbe, »jetzt kann ich all das der Marlene geben.« Vielleicht gelingt ihr deshalb das Portrait der Hausfrau vom Fischmarkt so überzeugend. Wübbe kommt vom Straßentheater, wollte einmal »Clownin« werden und entwickelte die Jaschke für Auftritte in Altersheimen. Seit Corny Littmann sie vom Tresen des Reeperbahntheaters Schmidt flugs in die eigene Show holte, hat sie sich die übrigen Generationen im Sturm erobert.
Im unterkühlten Hamburg standen sich die Nordlichter für die Jaschke die Füße platt. Jeden Abend war sie ausverkauft, mußten Hunderte nach Hause geschickt werden. Die Fernseh-Bekanntschaft der One-Woman-Show kann alleine nicht daran Schuld sein. »Das Publikum liebt einfache Geschichten«, erklärt Jutta Wübbe ihren Erfolg. Und: »Humor ist Timing, ist Satzstellung«. Beides sitzt bei der Jutta Wübbe, die von sich selbst sagt, daß sie erst am Anfang sei. Welch Untertreibung das ist, muß man sich selbst anschauen. Die Jaschke kommt - voll gut. Dirk Ludigs
Marlene Jaschke alias Jutta Wübbe am Freitag und Samstag um 21 Uhr im SchwuZ.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen