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■ DaumenkinoHonigmond

Nun ist es ja schön, daß die deutsche Komödie den Mann entdeckt hat, ich persönlich finde es nur etwas belastend, nicht mehr ins Kino gehen zu können, ohne immerzu stellvertretend für die Geschlechtsgenossen auf der Leinwand vor Scham im Sessel versinken zu müssen. Auch in „Honigmond“ wimmelt es vor Schleimlappen, die mit französischem Akzent süßholzraspeln, notorischen Fremdgängern und Dauerlügnern, auf die die Frauen trotzdem reinfallen.

Dieses Leid schweißt die drei Protagonistinnen in ihrer Zufalls-Wohngemeinschaft zusammen wie damals Willy Fritsch, Heinz Rühmann und Oskar Karlweis in Die Drei von der Tankstelle oder RobbyKallePaul dann in den 80ern. Mit einem Pakt wird den Männern abgeschworen. In einem großzügigen Wohn-Ambiente, wo Hunde Othello und schwarze Barkeeper Hamlet heißen, werden fortan lautstark und gar nicht damenhaft Cocktails geschlürft und Männer per Faustschlag niedergestreckt. Schon Telefonate mit Ex-Gatten und -Liebhabern werden mit verschärftem Flunsch am Frühstückstisch bestraft und haben großmächtige Gespräche über Frauenrollen und gute Vorsätze zur Folge.

Das hätte – wie bei den früheren männlichen Entwürfen – auch eine unterhaltsame Sache werden können, wenn nicht jede Liebe zu den Figuren zugunsten der nächsten Witzelei und sterbensschicker Bilder verabschiedet worden wäre. Schon die visuelle Umsetzung in den aktuellen Farben der Saison erinnert braun und weichzeichnerisch an die Dallmayr-Reklame. Die Frauen tragen Namen wie aus Brigitte-Kolumnen. Auch die Dialoge sind eins-zwei-bumm- paff und jederzeit zitierfähig. „Sie will keinen Sex und das häufig“ etwa, oder auch „Ich bestimme selbst, was läuft.“ Jede Geisteshaltung findet in diesem abgekarteten Spiel seinen Platz. Würde „Tritt die Männer, bevor sie dich treten“ nicht gut zu ihrem neuen Kostüm passen? to

„Honigmond“. Buch/Regie: Gabriel Barylli; D 1995

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