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Honecker vertrauensvoll an Kohl

■ Der DDR–Staatsratsvorsitzende hat in einem Brief an Kohl vorgeschlagen, auf die Modernisierung von Kurzstreckenwaffen zu verzichten / Kohl soll über die chemiewaffenfreie Zone nachdenken

Berlin (dpa) - In einem Brief an Bundeskanzler Kohl hat sich Honecker dafür eingesetzt, die in Washington vereinbarte vollständige Beseitigung der nuklearen Mittelstreckenwaffen nicht durch die Einführung oder den Ausbau anderer Waffensysteme zu entwerten beziehungsweise zu kompensieren. Es wäre wertvoll und vertrauensbildend, wenn sich beide deutsche Staaten definitiv zu dieser Notwendigkeit äußerten. Er verfolge mit großer Aufmerksamkeit die Bemühungen der Bundes regierung, den Prozeß der Abrüstungsverhandlungen auf atomare Kurzstreckenraketen auszuweiten, schreibt Honecker. Die nuklearen Waffensysteme mit Reichweiten unter 500 Kilometern berührten die beiden deutschen Staaten in besonderem Maße. Es wäre zweckmäßig, die taktischen Atomwaffen im Komplex mit den Streitkräften und konventionellen Rüstungen in Europa zu reduzieren. Die DDR berate mit ihren Verbündeten über einen Verzicht auf die Modernisierung einiger Kurzstreckenwaffensysteme. Das Ergebnis werde davon beeinflußt, was die BRD und ihre Partner für die Zukunft planten, heißt es in dem Brief, der laut ADN am 16. Dezember dem Bundeskanzleramt übergeben wurde. Honecker zähle ferner auf eine Haltung der Bundesregierung, die eine Lagerung neuer chemischer Waffen auf ihrem Gebiet nicht zulasse. Bundeskanzler Kohl solle seinen Standpunkt zu einer von chemischen Waffen freien Zone in Mitteleuropa überdenken.

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