Honduras' Ex-Präsident Hernández: USA treiben Auslieferung voran
Honduras' Ex-Präsident Hernández ist festgesetzt worden. Die US-Justiz ermittelt wegen Verbindung zu Drogenschmuggel-Netzwerken.
Folgerichtig saß nun der mächtigste Mann von Honduras in seiner Villa fest, was sein Anwalt Hermes Ramírez vor Ort auch bestätigte. Ramírez setzt derzeit alle Hebel in Bewegung, um ein Schlupfloch für seinen Arbeitgeber zu finden. Doch das dürfte schwierig werden.
Zu ersten Freudenfeiern hatte das Auslieferungsgesuch bei den politischen Gegnern von „JOH“, wie der bis zum 27. Januar 2022 amtierende Präsident von Honduras genannt wird, geführt. Für Joaquín Mejía, Analyst und Jurist des jesuitischen Forschungszentrums Eric-SJ, etwa hat es Signalcharakter: „Unsere Präsidentin Xiomara Castro steht vor der Mammutaufgabe, die Strukturen, die Juan Orlando Hernández in seiner achtjährigen Amtszeit geschaffen hat, zurückzubauen“, meinte er.
Zweite Amtszeit widersprach Verfassung
Für Mejía ist zumindest die zweite Amtszeit des Ex-Präsidenten illegal, da die Wiederwahl der Verfassung widersprach und durch Wahlmanipulation zustande kam. Rückblickend begreife er Hernández als einen Präsidenten, der mit diktatorischen Mitteln regierte und bis zum Ende seiner Amtszeit daran arbeitete, die Strukturen der Macht wasserdicht gegen jegliche Veränderung zu machen.
Und so verwundert es kaum, dass die US-Justiz gegen ihn und etliche seiner engsten Vertrauten, Armeegeneräle wie Politiker, ermittelt. Der zentrale Vorwurf lautet: Verbindungen zu Drogenschmuggel-Netzwerken in Honduras. Diese hätten, so die Ermittler, 2013 die Wahlkampagne von JOH mitfinanziert.
Das belegen auch Aussagen wie jene von Geovanny Fuentes Ramírez, Kopf eines Schmuggelrings, vor einem New Yorker Gericht. Das verurteilte bereits den Bruder des Präsidenten, Juan Antonio („Tony“) Hernández, im März 2021 zu lebenslanger Haft – unter anderem wegen Mordes und Kokainschmuggels in großen Mengen. Zudem wurde die Beschlagnahme von Einnahmen aus dem Drogenhandel in Höhe von mindestens 138,5 Millionen US-Dollar angeordnet.
Dass die USA nun Ernst machen und die Auslieferung von Juan Orlando Hernández vorantreiben, ist für die amtierende Regierung von Xiomara Castro ein Glücksfall. Die hat derzeit keine Parlamentsmehrheit mehr hinter sich, und ein Grund dafür, so Experten, ist die Tatsache, dass die Nationale Partei von Hernández bei den Wahlen vom 28. November 2021 en gros Stimmen kaufte.
Nun müssen die Gerichte entscheiden, ob Juan Orlando Hernández tatsächlich ausgeliefert wird. Das ist zwar wahrscheinlich, aber auch die Justiz des Landes gilt als weitgehend gleichgeschaltet, so wurde das Gros der höchsten Richter:innen von dem korrupten Ex-Präsidenten ernannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern