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Homophober Torwart entlassenSo richtig daneben gegriffen

Der dänische Fußballklub Midtjylland entlässt seinen Torwart, weil dieser Schwule hasst. Das war herausgekommen, weil er in seiner Autobiografie schrieb, Schwule seien "zum Kotzen".

Daneben gegriffen. Bild: Stefano Moscardini - Lizenz: CC-BY-ND

Zumindest nachträglich begreift es Arek Onyszko. "Ich bin nicht sauer auf den Verein", beteuerte er am Dienstag. "Ich verstehe, warum sie mich gefeuert haben." Der dänische Erstligaverein FC Midtjylland, für den der polnische Fußballprofi seit Juli im Tor stand, reagierte ohne zu Zögern.

Am Montag war Onyszkos Autobiografie "Fucking Polak" erschienen, in dem der 35-Jährige mitteilt, er finde Homosexuelle "zum Kotzen" und schreibt: "Ich hasse Schwule, das tu ich wirklich." Am gleichen Tag wurde ihm gekündigt.

"Nachdem wir das Buch gelesen haben, sehen wir leider keinen anderen Ausweg", erklärte der Verein: "Erst im Sommer hatten wir ihm nach seinen Gewalttaten in der Vergangenheit eine neue Chance geboten. Er hat jedoch unser Vertrauen in höchstem Maße missbraucht."

Seine Schwulenhetze war nur Onyszkos jüngster Aussetzer. Dass er keine lupenreine Vergangenheit hat, war zeitweise nicht zu übersehen. Er musste in den ersten Punktspielen der Saison eine elektronische Fußschelle tragen, mit der sein Aufenthaltsort überwacht werden konnte. Das war Teil einer teilweise zur Bewährung ausgesetzten dreimonatigen Haftstrafe. Zu der war der Keeper wegen Misshandlung und Körperverletzung seiner Exfrau verurteilt worden.

Sein damaliger Klub Odense BK hatte ihm daraufhin gekündigt. Dass er bei Midtjylland auf Bewährung spielte, hatte der Verein ihm klargemacht. Vom Buchprojekt hatten sie ihrem Torwart dringend abgeraten und waren offenbar hinters Licht geführt worden. "Er vermittelte dem Klub den Eindruck, dieses Projekt sei gestorben", so der Klub.

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der diskriminierenden Äußerungen gegen den Exnationaltorwart. Die dänische Fußballergewerkschaft "Spillerforeningen" will erst nach Lektüre des Buches offiziell Stellung nehmen. "Meine Grenzen hat das aber überschritten", sagt Vorsitzender Thomas Lindrup: "Fußballspieler sind Vorbilder. Wenn man schon kontroverse Meinungen zu Schwulen hat, soll man die wenigstens für sich behalten."

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11 Kommentare

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  • S
    Shrike

    @ DiversityandEqualitiy und schwarzwaldbub:

     

    Und da haben wir mal wieder, was mir Sorgen macht:

     

    Das Meinungen zu Verbrechen erklärt werden.

    Genau so wird nämlich die Demokratie gefährdet, wenn man nicht aufpasst.

     

    Wer bestimmt denn, was gesagt werden darf und was nicht ?

     

    In diesem Fall finde ich die Entlassung ja noch nachvollziehbar, das habe ich ja schon geschrieben.

     

    Aber was, wenn er sich anders ausgedrückt hätte, so qausi mit "Ich halte nicht von Homosexualität." ?

    Auch ein Verbrechen ?

     

    Was ist mit "Ich halte nichts von Swingerclubs/Gruppensex/Sex vor der Ehe" ?

    Auch ein Verbrechen ?

     

    Es ist dabei zweitrangig, ob man diesen Aussagen selbst zustimmt oder widerspricht.

    Wo zieht man die Grenze ?

     

    Wenn Meinungen schnell zu Verbrechen erklärt werden, wer weis dann, ob es nicht demnächst die eigenen Ansichten trifft.

     

    In Zeiten der Anti-Sarrazzin-Kampagne bin ich da sehr wachsam geworden.

  • S
    schwarzwaldbub

    Ich wundere mich, dass ausgerechnet beim Thema Homophobie mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung argumentiert wird. Mann stelle sich vor Arek Onyszko hätte sich entsprechend über Juden, Behinderte, Migranten … geäußert.

     

    Es gibt kein Recht auf Hass gegen Schwule. Homophobie ist wie Rassismus, Sexismus und Antisemitismus ein Verbrechen.

     

    Ich bin hoch erfreut, dass der dänische Fußballklub Midtjylland diese menschenverachtende Haltung nicht duldet und Arek Onyszko entlassen hat.

  • T
    thinkpunk

    Der Rat, überholte Meinungen für sich zu behalten, ist bestimmt nicht als Validierung solcherlei Aussagen zu verstehen. Vielmehr hat der Vorsitzende damit den einzigen Weg aufgezeigt, Arbeitnehmer in diesem Verein zu bleiben, wenn man seine idiotische Gesinnung nicht ändern möchte. Damit hat er dem Meinungsfreiheits-concern-trolling den Zahn gezogen, das auch hier gleich im ersten Kommentar aufgetaucht ist. Der Torwart darf seine Meinung haben, äußern und in Druck geben, das Buch wurde nicht verboten oder verbrannt. Aber er kann dann eben nicht mehr mit Geld von Seiten des Unternehmens rechnen, das auf öffentliche Anerkennung angewiesen ist.

     

    Das lustigste an dem allen ist noch, dass der Typ ausgerechnet als Angestellter des Vereins sein Maul aufreißt, der erst letztes Jahr das Frauenhandballteam mit dem beliebtesten Homo-Paar der Sportwelt und -geschichte übernommen hat. Way to go, idiot. Natürlich wurdest du gefeuert.

    Kudos, FCM! Freut mich, dass ich den Verein weiter unterstützen kann.

  • D
    DiversityAndEquality

    @Shrike:

     

    Dir ist nur zu wünschen, dass du nicht mal homosexuelle Kinder hast, die angesichts der immer noch vorherrschenden psychischen Gewalt einem vier- bis fünfmal höheren Suizidrisiko ausgesetzt sind, an jeder Straßenecke Pöbeleien von wegen "Das ist schwul" oder "Schwuchtel" ertragen müssen und von der Schule gemobbt werden.

     

    Dann würdest du vielleicht erkennen, dass hier Menschen vor Diskriminierung und Gewalt geschützt werden müssen - und nicht diejenigen, die mit ihren Menschen verachtenden Gesinnungen diese Diskriminierung und Gewalt befördern! Ein schlimmeres Verbrechen gegen die Grundwerte von Freiheit und Demokratie kann es eigentlich nicht geben!

  • S
    SuperKorrekter

    Meinungsfreiheit? Jeder soll sagen können, was er möchte, solange damit kein Gesetz gebrochen wird. Die Auswüchse der "Politischen Korrektheit" sind beschämend. Es wird immer abweichende und andere Meinungen in allen Lebenssachverhalten geben. Ausgrenzen und Ausperren daraus ist die falsche Reaktion.

  • A
    Amos

    Wie hätte man reagiert, wenn er gesagt hätte: Ich

    finde alle Heteros zum Kotzen. Dann hätte man ihn

    wahrscheinlich nicht für voll genommen. Das "Vollgenommen-werden, hat sich umgekehrt.

  • D
    DiversityAndEquality

    "Kontroverse Meinungen zu Schwulen" -

     

    das soll wohl ein schlechter Scherz sein!

     

    Das ist übelste, Menschen verachtende Volksverhetzung, was der da geschrieben hat. Und sowas ist keine "Meinung", sondern ein Verbrechen!

     

    Allerhöchste Zeit, dass die nicht gerade wenigen schwulen Profi-Fußballer endlich mit ihrer Selbstverleugnung aufhören, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und dieser entwürdigenden Unterdrückung von Homosexualität in einer gerade für junge Männer so prägenden Sportart ein Ende bereiten!

     

    Auch Fußballer dürfen auf Männer stehen, und das ist auch gut so!

  • P
    Pat

    "...soll man die wenigstens für sich behalten". Na super, das hat der Welt schon immer geholfen wenn Menschen ihre menschenverachtenden Meinungen nur noch im privaten schüren...

  • AO
    Ava Odomenena

    Bravo, dass die den emphatischen Krüppel vor die Tür gesetzt haben, endlich mal eine Nachricht aus dem Fußballsport die mich auch interessiert.

     

    Aber die Scheinheiligkeit von wegen dass man solche "Meinungen" für sich behalten soll finde ich auch falsch. Vielleicht brauch man ja eine Art Anonyme Alkoholiker für emphatisch Minderbemittelte die alles bedrohlich finden was nicht ihrem drüsigen Weltbild entspricht.

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Die Auffassung, dass Fußballspieler "Vorbilder" seien, zeugt von einer geradezu erschreckenden Selbstüberschätzung dieser Branche der Unterhaltungsindustrie. Fußballspieler sind Pöbel, dass sie Geld haben ändert daran nichts.

  • S
    Shrike

    Hmm er hat sich aggressiv und herabsetzend geäußert.

    Einerseits kann ich seine Entlassung daher nachvollziehen, andererseits bleibt ein fader Nachgeschmack.

     

    Wo zieht man die Grenze ?

    Wieviel Meinungsfreiheit gesteht man einem prominenten Sportler zu ?

    Er soll ein Vorbild sein, aber vielleicht will er das gar nicht, vielleicht will er bloß Fußball spielen ?

    Und er hat nicht zu Straftaten aufgerufen.

     

    So problematisch seine Äußerungen sind, die Meinungsfreiheit sollte man gerade daran messen, wie mit Äußerungen umgegangen wird, die andere als bedenklich ansehen.

     

    Auch wenn ich in diesem Fall die gezogenen Konsequenzen veständlich finde, man sollte dennoch ein wachsames Auge darauf haben, wie es weitergeht mit der Meinungsfreiheit.