Homophobe Angriffe: Laut genugmitschreien
Riologie
Aus Cosme Velho
Christina Fuscaldo
Eine Zahl hat mich in Alarmstimmung versetzt: Alle 28 Stunden stirbt ein Homosexueller gewaltsam! Das berichtete ein brasilianischer TV-Sender, der homophobe Gewalt in Brasilien thematisierte. Einige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele war in unserer Presse von etlichen Morden und Angriffen zu lesen, die ebenso schrecklich wie rückschrittlich sind.
Brasilien ist ein homophobes und heuchlerisches Land. Es hat eine Gesetzgebung, die derartige Diskriminierungen nicht als Verbrechen ansieht. Und auch eine Politik, die sich um den Schutz der Gay-Community kümmert, hat sich immer noch nicht etabliert. Deshalb kämpfen umso engagierter NGOs und linken Gruppen dafür. Zwar liegt dem Abgeordnetenhaus seit 2014 eine Gesetzesvorlage vor, die Homophobie als Hassverbrechen einstuft. Doch die Vertreter der evangelikalen Gruppen im Parlament sperren sich dagegen.
Diejenigen, die für eine Kriminalisierung von LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender)-Phobie eintreten, fordern, dass die sie betreffenden Gewaltfälle nicht verschleiert werden dürfen. Durch die lauter werdenden Stimmen Homosexueller und die fortschreitende Modernisierung des Landes erwarten viele Menschen positive Veränderungen. Und es tut sich was. Drei Transfrauen nahmen an der olympischen Eröffnungszeremonie teil, darunter das international bekannte Model Lea T. Seither wächst die Aufmerksamkeit für LGBT-Demonstrationen.
Die Rugbyspielerin Isadora Cerullo erhielt von ihrer Freundin einen Heiratsantrag im Stadion. Ebenfalls ein starkes Zeichen, das durch die sozialen Medien weit verbreitet wurde. Zu den meistgelesenen Beiträgen der Webseite globo.com.br gehörte die Jobsharing-Geschichte von Rafaela Silva und Thamara Cezar: Cezar erledigte alle Angelegenheiten ihrer Freundin, damit sich Silva voll aufs Kämpfen konzentrieren konnte. Mit Erfolg – sie gewann das Judoturnier. Die Aktivisten der LGBT wollen sich weiter Gehör verschaffen. Wenn alle laut genug mitschreien, wird die Intoleranz ein für alle mal besiegt!
Übersetzung: Sunny Riedel
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