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Homöopathie im TierstallNichts drin und es hilft doch

Zunehmend rufen Tierbesitzer zur Behandlung ihrer kranken Lieblinge nach einem homöopathisch ausgebildeten Veterinärmediziner.

Homöopathie hilft , um Kühe vor Euterentzündungen zu schützen. Bild: dpa

BERLIN taz | Ende des 18. Jahrhunderts formulierte der deutsche Arzt Samuel Hahnemann sein therapeutisches Grundprinzip: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt. Wenn eine eingenommene Substanz bei einem Gesunden bestimmte Symptome hervorrufe, so sei sie auch zur Heilung einer Krankheit geeignet, welche dieselben Symptome erzeugt. Damit war die Homöopathie erfunden. Mineralien sowie Stoffe pflanzlicher oder tierischer Herkunft werden dabei zu Heilzwecken verdünnt, manchmal so stark, dass die Grundsubstanz nicht mehr nachweisbar ist.

"Nichts drin - nichts dran?" heißt, mit Fragezeichen, ein jüngst erschienenes Buch über die Homöopathie. Ihre Feinde, die diese Methode für Quacksalberei halten, würden sofort mit Ja antworten. Die oft positive Wirkung halten sie für einen Placebo-Effekt: Da es für den Homöopathen dazugehöre, sich für seine Diagnosen intensiv mit der Persönlichkeit des Kranken auseinanderzusetzen, schöpfe dieser frische Hoffnung und aktiviere Selbstheilungskräfte.

Die Methode ist noch immer wissenschaftlich stark umstritten. Dabei hat sich der Patientenkreis der Homöopathen seit den 70er-Jahren beträchtlich erweitert: um Haustiere. Die Tierhomöopathie erzielt manchmal auch in Fällen Heilerfolge, in denen traditionelle Tierärzte die Waffen strecken.

Frank Skorepa (48), bisher Bürokaufmann, erlebte mehrere solcher Beispiele. Bei einer seiner Hündinnen entdeckte man im Alter von 14 Monaten, dass die Hüftgelenkpfannen nur rudimentär vorhanden waren. Der Tierarzt riet zum Einschläfern.

Doch er und seine Frau entschieden sich für eine alternativmedizinische Operation, nach der das Tier aufrecht laufen konnte. Eine später auftretende Arthrose behandelten sie erfolgreich homöopathisch. "Die Hündin wurde 11 Jahre alt, sie machte mit uns stundenlange Hochgebirgswanderungen und war hinterher weniger erschöpft als wir", erzählt Skorepa. Beflügelt von den heimischen Heilerfolgen macht er jetzt eine Ausbildung zum Tierheilpraktiker mit dem Ziel einer selbständigen Praxis.

Ein Tier kann schließlich nicht wissen, wozu es Tropfen schleckt. Wäre die Placebo-Theorie also hiermit widerlegt?

"Nicht unbedingt", meint Peter Klocke, Veterinärmediziner am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im Schweizer Kanton Aargau. Er arbeitete homöopathisch mit Kühen in landwirtschaftlichen Großbetrieben. "Erstens beschäftigen wir uns intensiver mit dem Patienten und mit dem Landwirt selbst als herkömmliche Tierärzte, zweitens gehen dabei wir und der Landwirt mit besonderen Erwartungen an das Tier heran. Auch das Tier kann diese Zuwendung spüren."

Jüngst führte er eine Schweizer Studie im Rahmen eines EU-Projektes durch, bei der es um Vorbeugung von Euterentzündungen bei hochschwangeren Kühen ging. Das Resultat: Mit Homöopathika behandelte Tiere waren neunmal besser gegen die Entzündung geschützt als nichtbehandelte.

"Tiere haben andere Organe, andere Sozialisierungsweisen und andere Umwelten als der Mensch", warnt Klocke: "In der Homöopathie zählt der Bericht des Probanden, bei Tieren sind wir auf Verhaltensdeutung angewiesen. Doch wenn eine Katze ihre menschlichen Mitbewohner beißt, hat das bei ihr als jagendem Fleischfresser einen anderen Stellenwert, als wenn ein Mensch das täte. Eine Vorliebe für grüne Blätter bedeutet bei einer Kuh nicht dasselbe wie beim Landwirt."

"Deshalb", so Forscher Klocke, "müssen wir beim Tier von einer klassischen medizinischen Diagnose ausgehen. Danach kennen wir die Symptome, auf die hin sich die Krankheit voraussichtlich entwickeln wird. Unter Berücksichtigung von weiteren Symptomen und dem Umfeld der Kühe versuchen wir, diesen mit homöopathischen Mitteln zu begegnen." Persönlich vermutet der Veterinärmediziner, dass zwischen den angewendeten homöopathischen Mitteln und der zu beobachtenden Wirksamkeit ein Zusammenhang besteht.

"Doch da ich ihn bislang nicht beschreiben kann, muss ich als Wissenschaftler skeptisch bleiben", sagt er. Sein Resümee: "Selbst falls es nur die Zuwendung zu den Tieren ist, die wirkt, konnten wir mit homöopathischen Mitteln bis zu 75 Prozent der in der herkömmlichen Landwirtschaft verbrauchten Antibiotika bei Euterentzündungen einsparen und damit zum Verbraucherschutz beitragen."

Die Entscheidung für die Homöopathie entspringt bei Besitzern eines Hundes oder eines Pferdes oft der Befürchtung, dass klassische Medikamente zu viele Nebenwirkungen haben.

Die Veterinärin Barbara Rakow aus Zeil am Main unterrichtet fertige Tierärzte, die in Weiterbildungskursen die zertifizierte "Zusatzbezeichnung Homöopathie" erwerben. Sie selbst kam auf die Methode in den 70er-Jahren, als ihr Sohn immer wieder an schweren Erkältungen erkrankte: "Die verordneten Antibiotika warfen ihn platt hin oder führten zu Allergien", erinnert sie sich, "erst mit Homöopathie konnte ich ihm helfen."

Bei Tieren will sie bei leichteren Infekten und chronischen Erkrankungen nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. "Immer dann, wenn es um Ausheilung geht, haben die homöopathischen Systeme ihre Vorteile", sagt sie: "Kortison, Antibiotika und Vitamine - das kanns doch nicht gewesen sein." Vor der Wahl einer Therapie beobachtet sie zum Beispiel erst Farbe, Schwellung und Struktur einer Wunde und das Verhältnis zwischen Tier und Frauchen. Wie alle Tierärzte mit Zusatzqualifikation für Homöopathie und die meisten Tierheilpraktiker sieht sie für die homöopathischen Verfahren ebenso Grenzen wie für die konventionellen: "Wenn das Abwehrsystem eines Organismus völlig zusammengebrochen ist oder wenn ein Bein genagelt werden muss, ist zunächst eine konventionelle Therapie notwendig."

"Der Wunsch der Tierbesitzer nach homöopathischen Behandlungen ist heute größer als die Zahl der Veterinäre, die sich dementsprechend weiterqualifizieren", meint Ausbilderin Rakow. Die Veterinärin Katja Wollenweber, Spezialistin für Homöopathie und Tierkommunikation an einer Berliner Privattierklinik, wünscht sich noch viel mehr homöopathische gebildete Tierärzte, auch Tierheilpraktiker: "Damit das wertvolle Naturheilwissen nie verloren geht."

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35 Kommentare

 / 
  • G
    Gast

    Danke für diese kleine Anekdotensammlung. So ein Artikel gehört nicht in den Bereich "Wissen".

  • FV
    Fabio Valeri

    @Claudia

    "Warum der "Placeboeffekt" dort nie zu therapeutischen Erwägungen führte, liegt auf der Hand:"

     

    Diese Aussage ist nicht ganz korrekt. Allopathische Medikamente berücksichtigen immer den Placeboeffet. Das heisst, dass ein Medikament aus dem Placeboeffekt und den Pharmaeffekt besteht, sonst würde er gar nicht auf den Markt zugelassen (mit vielen Ausnahmen, die die Unschöne Seite der Pharmaindustrie aufzeigen).

     

    "Ich halte für richtig, den sogenannten Placeboeffekt hinsichtlichtlich seiner therapeutischen Anwendbarkeit ohne Hokuspokus, aber ohne Abwertung zu erforschen."

     

    Es ist ja nicht so, dass man nichts über den Placeboeffekt weiss und dass er abgewertet wird. Das Problem liegt darin, dass Placebo mit der Erwartungshaltung eines Patienten zusammenhängt.

    Damit sind auch schon Probleme vorprogrammiert, wie das Beispiel von Nixdrin gezeigt hat:

    http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Wie-gut-Nixdrin-forte-den-Patienten-hilft/story/12885149

     

    Schlussendlich steht es jedem frei, sich behandeln zu lassen, wie er will. Ich bin jedoch nicht bereit, für Placeboeffekte zu bezahlen, sondern nur für den Effekt darüberhinaus, sofern dieser Effekt auch relevant ist.

  • C
    claudia

    >>Kann es sein, dass dieser Teil der Leserschaft deshalb so empfindlich reagiert, weil der TAZ-Artikel die naturwissenschaftliche Methode, die die besten Entscheidungskriterien bietet, völlig ignoriert?

  • FV
    Fabio Valeri

    Mich erfreut es, dass viele Leserkommentare die Homöopathie als Scharlatanerie deklarieren. Dieser Kontrast zwischen Leserschaft und Journalisten ist doch überraschend und wirft Fragen auf. Kann es sein, dass den TAZ-Journalisten die naturwissenschaftliche Bildung abgeht und ein Teil der TAZ-Leserschaft deshalb so heftig reagiert? Kann es sein, dass dieser Teil der Leserschaft deshalb so empfindlich reagiert, weil der TAZ-Artikel die naturwissenschaftliche Methode, die die besten Entscheidungskriterien bietet, völlig ignoriert?

  • Q
    quer

    unglaublich was hier ab geht.

    wie können nur so viele taz online leser so INTOLERANT gegenüber etwas sein, was vielleicht etwas esoterisch ist, aber in der praxis erfolgreich angewendet wird???

     

    das thema ist doch nur so explosiv, da die SUPER MÄCHTIGE pharmaindustrie angst vor alternativen heilmethoden hat.

  • H
    Heidi

    Ich bin sprachlos.

    So ein unwissenschaftlicher Quatsch in einer Zeitung, die sich sonst für keine Kritik an jeglichem Glauben zu schade ist.

    Macht doch besser mal einen Artikel darüber, wie leichtgläubige Menschen mit Homöopathie & Co. abgezockt werden.

  • M
    Markus

    So ein Artikel gehört nicht in die TAZ, eher in BILD. Jeder der sich etwas intensiver mit der Homöopathe beschäftigt hat weiß das ihre Wirkung auf reiner Einbildung beruht. Handauflegen und Pendeln helfen prozentual bei genau so vielen Menschen

     

    http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/450/59391/

  • J
    johannes

    Dieser Artikel ist eine Schande für die taz

     

    nochmal laaaangsam zum mitschreiben: Homöopathie ist Betrug

  • C
    claudia

    Die "Wirksamkeit" von "Medikamenten mit nichts drin" wurde ja schon vor langer Zeit in allopathischen Studien nachgewiesen. Nur wurde das dort ausschließlich als Störfaktor beim Test von Wirkstoffen gesehen und als "Placeboeffekt" verunglimpft.

     

    Grob vereinfacht bedeutet Placeboeffekt: "Wer psychisch gut drauf ist hat bessere Selbstheilungschancen." Ob mit oder ohne wirkstofflose Pillen.

    Daraus können therapeutische Konzepte entwickelt werden. Diese könnten eine Gesundschrumpfung des Pharma-Marktes bewirken und deswegen wird in der Richtung kaum geforscht.

  • Q
    Qualitäter

    Das deutsche Tierschutzgesetz äußert sich unmissverständlich:

     

    Wer Tiere hält, ist diesen hinsichtlich Haltungsbedingungen, Pflege und Fürsorge verpflichtet.

    Dazu gehört auch die adäquate medizinische Versorgung, die dem Tier Leiden, so weit es vermeidbar ist, erspart.

     

    Auf der Internetseite "Online-Akademie für klassische Homöopathie" lese ich folgendes:

     

    "Tiere lassen sich sehr gut homöopathisch behandeln. Einschränkungen und Probleme ergeben sich allerdings aus dem Fehlen einer Materia Medica und eines Repertoriums für Tiere sowie der fehlenden sprachlichen Mitteilung des Tierpatienten zu seinen Beschwerden.

    Das erfordert zum einen eine Analogiesuche, d.h. es müssen den tierischen Symptomen entsprechende Rubriken im (Menschen-)Repertorium gesucht werden, zum anderen müssen die sprachlichen Mitteilungen durch Beobachtungen des Verhaltens und dessen hoffentlich richtiger Deutung ersetzt werden.

    Eine wichtige aber nicht unproblematische Rolle spielt dabei der Tierbesitzer als Übermittler wichtiger Informationen. Wie die Anamnese gestaltet sich dadurch auch die Beurteilung des Behandlungserfolges mitunter recht schwierig."

     

    Ich habe selten gesehen, wie ein Autor seine Ausgangshypothese so feinsäuberlich zerlegt hat, wie in diesem Statement. Schreiben wir das ganze Ding mal kurz neu:

     

    „Tiere lassen sich sehr gut homöopathisch behandeln.

    Allerdings gibt´s keine Arzneimittellehre und keine spezifische Pathologie, außerdem scheitert die Grundvoraussetzung der homöopathischen Behandlung, die differenzierte Klärung der Syptome samt Modalitäten, dummerweise an der sprachlichen Unfähigkeit der Viecher.

    Und weil das so ist, müssen wir Verhaltenaspekte sowie physiologische Reaktionen des Menschen, auf tierliche Verhaltensapekte sowie deren physiologische Reaktionen anwenden, ganz egal, ob das nun eine unzulässige Vermenschlichung des Tieres ist, ganz egal, ob ein Tier möglicherweise auf pharmakologisch wirksame Substanzen anders reagiert, als der Mensch.

    Weil wir nun mit Dackel Waldi (geschweige denn mit jeder Einzelnen der 50.000 Puten in einer Geflügelzucht) nicht reden können, fragen wir halt Frauchen, wie Waldi sich mit seiner degenerativen Gonarthrose fühlt, oder Bauer Hermann, wie es jeder seiner Puten geht...

    Dass das mitunter recht problematisch ist; naja. Aber gibt es Rosen ohne Dornen ?

    Und wir wissen ja: Tiere lassen sich sehr gut homöopathisch behandeln.“

     

    Professor Martin Horzinek, vor kurzem Vortragender und Teilnehmer einer Podiumsdiskussion auf dem 5. Leipziger Tierärztekongress, dem derzeit größten deutschen Fachsymposium der Veterinäre, dessen Auftaktveranstaltung der Alternatvmedizin in der Tierheilkunde gewidmet war, formulierte in seinem Vortrag Bedenkenswertes:

     

    „ Wer heilt, mag ja recht haben, aber er ist darum noch kein Mediziner. Wenn der Glaube Berge versetzen kann, dann kann er auch Zytokinprofile beeinflussen, psychoneuroendokrine Regelkreise dämpfen, die Stigmata Christi entstehen und Ekzeme verschwinden lassen.

    Nur – wird man Hund und Katze zum homöopathischen Glauben bekehren können?“

  • UM
    Ulli Maas

    Das hatte ich ganz vergessen:

     

    Was, um aller Welt, ist eine alternativmedizinische Operation ?

     

    Ist das dieses nichtinvasive Operationsverfahren, mit dem unter Zuhilfenahme von Hühnereingeweiden und Schweineblut auf den Philippinen Wundergläubige übertölpelt werden ?

  • UM
    Ulli Maas

    Zitat aus der Studie zur Mastitis:

     

    "Wir führen dieses Ergebnis hypothetisch auf einen Kombinationseffekt zurück, der durch Räumung

    des Infektionsherdes durch Antibiotika und Stärkung der Abwehr durch Homöopathika

    gekennzeichnet ist. Letztere allein vermögen in vielen Fällen bei massiver Euterschädigung

    offensichtlich nicht den Körper zur Selbstheilung zu veranlassen."

     

    Das ist die übliche Trittbrettfahrerei...

     

    Die blosse Eliminierung der Erreger mittels Antibiotika zeitigt häufig nur vorübergehende Erfolge, die offenbar durch zusätzliche

    homöopathische Behandlung stabilisiert werden können.

     

    ...und das wiederum liegt daran:

     

    “Die Anwendung homöopathischer Medikamente zwingt zur Verbesserung des Managements und zur verbesserten Tierbeobachtung, da sich mit Hilfe dieser Medikamente Managementfehler nicht kaschieren lassen."

    (Schütte 2003/ Carstens-Stiftung)

     

    Der Autorin empfehle ich zur Lektüre ganz dringend den Leserbrief des Veterinärs Dr. Helmut Steeger in VetImpluse Nr.5/2010 auf den Seiten 2/3

     

    http://www.vet-impulse.com/fileadmin/user_upload/Leserforum_alternative-medizin.pdf

  • DS
    Das Selbst

    Es zählt doch nur die Wirkung, woher diese kommt is im Grunde doch ...

    Was soll daran so schwierig sein heraus zu finden. Dann gibts halt mal Zuneigung und Aufmerksamkeit für die Tiere ohne irgendwelche Mittel. Funktionierts? Super, billiger gehts nich. Funktionierts nicht, muss es das Mittel sein.

    Ich versteh eh nicht was die Leute da immer für eine Angst vor haben, wenn wo homöopatisch drauf steht

  • T
    Trinculo

    Der Unterschied zwischen Medizin und Alternativmedizin ist, dass ersteres hilft und das andere nicht. Wenn Alternativmedizin heilen würde, wäre sie Medizin.

  • L
    Lukian

    Wenn man in einer Tageszeitung einen solchen Schrottartikel lesen muss, stellt sich einem doch die Frage, ob es bei der Taz auch in anderen Themenbereichen mit den Niveau nicht besonders weit her ist.

    Für mich verliert eine Zeitung nach solchen Artikeln auch in anderen Bereichen an Glaubwürdigkeit. Ich kündige mein Abo, es ist einfach zu schlecht.

  • M
    max

    Das leidigen Argument, bei Kindern und Tieren kann kein Placeboeffekt auftreten, ist falsch. Placeboeffekte sind alle positiven Veränderungen, die einem Medikament zugesprochen werden, ohne das dieses dafür verantwortlich ist. Dieses testet man mit Placebos.

    Ein Beispiel: Ein Kind mit Mittelohrentzündung wird zum Homöopathen geschickt. Dieser verordnet das ein oder andere Mittelchen und beruhigt mit der Aussage, das Schreien und Eitern sei normal und gehöre zur Entwicklung des Kindes dazu. Nach einer Woche ist die Entzündung abgeklungen und der Heilpraktiker und die Eltern klopfen sich auf die Schulter: "Heilung ohne Antibiotika und Chemie-keulen, und unser Kind ist auch noch geistig gereift. Toll!"

     

    Tatsächlich wäre der Krankheitsverlauf ohne Homöopathie gleich gewesen. Nur wäre es für das Kind angenehmer, mit Ibuprofen weniger Schmerzen zu empfinden und schneller gesund zu werden. Und bei Eiter vielleicht doch zu einem richtigen Mediziner zu gehen wäre für die Entwicklung der geistigen Reife vielleicht besser als eine mögliche Taubheit. Mittels Placebos hätte man dies herausfinden können.

     

    Das hat nichts mit angenehmer Atmosphäre beim Heilpraktiker zu tun, und auch nicht mit Zuneigung. Placeboeffekte sind alle Effekte, die man einem Mittel zuschreibt obwohl es eben keine Wirkung gibt. Wenn man bei Schmerzmitteln die Wirksamkeit untersucht und feststellt, dass die Wirksamkeit nicht besser ist als ein Placebo, bedeutet das nicht das die Placebos eine Wirkung vollbracht haben.

     

    http://www.sciencebasedmedicine.org/?p=4304

  • S
    Suzie

    @ Andre Boine,

     

    sehr pauschal und nicht richtig. Oft sind homöopathische "Mittelchen" teurer, als EBM - Medikamente.

     

    Wenn Sie Kopfschmerzen haben zahlen Sie beispielsweise für Paracetamol bedeutend weniger, als für "Wasser" (mit oder ohne Moleküle des Ausgangstoffes - je nach Potenz)

     

    Homöopathisch:

    Spigelia Pentarkan D

    10,66€ 50ml Tropfen

    * In den ersten 1-2 Tagen stündlich 10-20 Tropfen bis zur Besserung

    * Nachfolgend 3mal täglich 10-20 Tropfen

     

    Dass die Kopfschmerzen nach 1 - 2 Tagen sowieso weg sind, ist kein Beweis einer Wirkung der Wässerchen (oder Zuckerkügelchen), sondern dürfte in der Regel normal sein....

     

    Ebenso sind Globuli nicht günstiger:

     

    Bryonia Alba C 30 5,92 €

     

     

    Paracetamol:

    1,34 € 20 Tabletten

     

    Wer immer noch nicht begriffen hat, dass Homöopathie Schwachsinn ist, möge sich mal ein paar Globuli Vacuum C 200 einwerfen. (Ähnliches mit Ähnlichem…oder so) Erhältlich z.B. bei Remedia.

  • A
    Andy

    Abgesehen davon, dass ich nicht an Homoöpathie glaube...

    "Doch er und seine Frau entschieden sich für eine alternativmedizinische Operation, nach der das Tier aufrecht laufen konnte." SAY WHAT??? Das Tier läuft aufrecht? Krasse Sache!

  • M
    Micha

    @F K

    Anekdoten (auch von Ärzten) sind keine Daten!

     

    Zu dem Geschäftsmodell Homöopathie:

     

    2,5 kg "leere" Globuli kosten ca. 70 Euro, besprüht man sie mit der üblichen Verdünnung, dann erhält man für 70 Euro gerade mal 100 g Globuli. Und diese sind von den leeren Globuli (ab einer "Potenzierung" von D20) schlicht und einfach nicht mehr zu unterscheiden, es sei denn am Etikett des Homöopathikums (das hat eine Vertreterin der britischen Homöopathen in einer Anhörung offen zugegeben ...).

  • H
    Henning

    Alter, das ist ja super. Der blinde Glaubensfleck der Linken. Nur weiter. Der Mond hat nichts mit der Tide zu tun. Alles unaufgeklärter Aberglaube, ne?

  • J
    julian

    Und für alle Pharmalobbyschreier und die Rechercheabteilung der TAZ:

    Die zitierte "Studie" http://orgprints.org/14672/1/fibl-projekt-tiergesungheit-klinische-forschung-mastitisbehandlung.pdf

     

    Bedankt sich artig im Schlussatz mit folgenden Worten:

     

    "Für die Unterstützung des Projektes danken wir der Firma Weleda AG, Arlesheim, die neben der

    Grundfinanzierung die Homöopathika bereitstellten, ... "

  • J
    julian

    @Andre Boine

     

    "Empirisch beobachtet ist, dass Homöopathie manchmal, nicht immer wirkt."

     

    Das heißt, es kann auch einfach Zufall sein.

    Um das auszuschließen macht man Studien. Und die haben nun mal bis jetzt keinen Beweis geliefert.

    Und ja, ich weiß, auch die "normale" Pharmaindustrie versucht unwirksamen Kram auf den Markt zu drücken, und schummelt bisweilen bei Studien.

    Aber das eine hat mit dem Anderen nun mal nichts zu tun.

     

    Anekdoten sind keine Studie.

     

    "ein homöopathisches Arzneimittel bekommen Sie für ein paar Cent."

     

    Schön wäre es. Es geht schon eher in die 5-20 EUR, wenn man mal die Onlineportale überblickt.

    Aber der Preis eines Medikaments hat noch lange nichts mit der Wirkung zu tun. Auch nicht bei der "normalen" Medizin.

    Nur weil die "normale" Pharmaindustrie ein Abzockerverein ist, heißt das noch lange nicht, dass "alternativen" in der Wirkung besser oder gleichwertig sind.

     

    Was wir brauchen, ist eine Säkularisierung der Medizin.

    Von mir aus soll man an Alternativmedizin glauben, und diese auch praktizieren, aber nicht behaupten, im Wissenschaftlichen Sinne eine Medizin zu sein.

     

    Ach ja, auch homöopathische Arzneimittel werden von Pharmaherstellern erzeugt, die damit Geld verdienen wollen.

  • L
    Lutz

    Beobachtete Einzelfälle beweisen gar nichts. Wirksamkeit wird ausschließlich über kontrollierte, doppelt verblindete Studien nachgewiesen. Alles andere sind nette Ankdoten, auf die man keine Behandlung stützen kann.

  • J
    Jan

    @Andre Boine:

     

    Empirisch wurde nur gezeigt, dass Homöopathika genau so oft wirkt wie bei Placebos und genau das sind sie nur.

     

    http://www.heise.de/tr/artikel/Homoeopathika-sind-Placebos-275378.html

  • D
    Dolph

    Nein Herr Boine!

     

    Empirisch nachweisen ließ sich eine "Wirkung" der Homöpathi eben nie! Zumindest nicht in methodisch auch nur halbwegs annehmbaren Arbeiten. Das ist, wie gesagt, nach 200 Jahren ein so eindeutiges Ergebnis wie man es sich nur wünschen kann.

     

    Das mit der Lobby haben Sie (bewusst?) falsch verstanden. Sie besteht aus den Zauberern, die sich die mit "homöopathischen Arzneimitteln" durchgeführten "Therapien" eben in der Regel sehr gut bezahlen lassen. Wohlgemerkt, für NICHTS in wässriger Lösung, ohne jeden Effekt. Das nennt man landläufig auch Betrug.

  • J
    Jens

    Fakt ist nun mal, dass es keine reproduzierbaren Belege für die Wirkung von Homöopathie über Placebo hinaus gibt. Darauf können wir uns doch wohl einigen, das ist ja keine Meinungssache und ist auch wissenschaftlich nicht wirklich umstritten (Martin hat da völlig recht). Je besser eine Studie methodisch ausgeführt wird, desdo eindeutiger die Ergebnisse, die gegen die Homöopathie sprechen.

     

    Natürlich kann man trotzdem dran glauben, aber das ist dann eine persönliche Entscheidung und richtet sich danach, was man für vernünftig hält.

     

    Deshalb muss man auch nicht über die angebliche Wirkungsweise diskutieren, die nicht nur gesicherten Erkenntnissen mehrerer Wissenschaftsfelder, sondern auch dem gesunden Menschenverstand, widerspricht.

     

    Sollte die Homöopathie irgendwann einmal eine Wirkung belegen können (doppel-blind und reproduzierbar!), dann kann man gerne auch Geld in die Weiterentwicklung ausgeben und versuchen herauszufinden, wie sie funktioniert. Bis dahin, nehmt das Zeug wenn ihr wollt, aber dreht es bitte nicht Leuten an, die wirklich medizinische (evidenzbasierte) Hilfe benötigen.

  • H
    Hagen

    Liebe taz,

     

    wenn ich so einen Quatsch noch einmal bei euch lesen muss, dann werde ich definitiv mein Abo kündigen.

     

    Und: Homöopathie hat REIN GAR NICHTS mit Naturheilkunde zu tun!

     

    Ein bisschen mehr Recherche würde euch gut tun.

     

    Hagen

     

     

    PS:

    Hier noch ein nettes Video zum Thema.

    http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2009/05/video-james-randi-erklart-die-homoopathie.php

  • AB
    Andre Boine

    Im Gegensatz zu einigen Schreibern hier setzt sich der Artikel differenziert mit der Homöopathie auseinander. Selbst ein Befürworter wie Klocke bleibt kritisch.

     

    Empirisch beobachtet ist, dass Homöopathie manchmal, nicht immer wirkt. Warum das so ist, ist ebenso wie in der traditionellen chinesischen Medizin (Akupunktur) bis heute nicht eindeutig erklärbar, deshalb auch die Ablehnung.

     

    Was die angeblichen Lobbygruppen betrifft, vergessen Sie es, ein homöopathisches Arzneimittel bekommen Sie für ein paar Cent.

  • D
    Dolph

    Eben F K! Empirisch belegt!

    Und genaus das kriegt die "Homöopathie" nun mal seit 200 Jahren nicht auf die Kette! Nur Geld verdienen lässt sich damit ausgezeichnet. Wer Vertritt hier also bitte "Lobby-Interessen"?

  • O
    Oliver

    Anhängern der Homöopathie sollte man immer empfehlen, tatsächlich mal die Hahnemann-Werke zu lesen. Alleine die unfassbare Menge an dort enthaltenen Einschränkungen (sprich: Wann Homöopathie gemäß ihres Erfinders NICHT wirkt) ist so umfassend, dass sie für niemanden auf diesem Planeten irgendeine Wirkung haben kann.

  • FK
    F K

    @Andreas: Wenn Sie so schreiben frage ich mich, welche Seite nun ignorant ist.

    Aber eigenltich ist es eine leidige Diskussion. Jeder muß selbst wissen, ob er gezielt nach Heilmethoden sucht (damit meine ich def. alle, auch die "normale Medizin") oder nicht.

  • FK
    F K

    Bitte schlagen Sie einmal nach, wie groß der wissenschaftlich belegte Anteil der westlichen Medizin ist - sie werden feststellen, daß sie über 25% nicht hinauskommen kommen.. der Rest ist empirisch. Das also zum Thema gläubige Anhänger.. (vll. auch durch jüngste Pharmawerbung gekaufte Anhänge?)r.

    Allerdings werden - wirtschaftlich sinnvoll - alternative medizinische Formen von der Pharmaindustrie nicht gern gesehen. Homöopathie oder chinesische Medizin kann nur derjenige al "Dummheit, Aberglaube und Spiritulallität" (wörtlich übernommen!) bezeichnen, der nicht um aufgetretene Heilerfolge bei beispielsweise chronischen Krankheiten weiß, bei denen die westliche Medizin nicht weiterhelfen kann. In meinem Bekanntenkreis gibt es beispielweise einen chinesischen Arzt, der Multiple-Sklerose-Patienten bereits über 5 Jahre schubfrei hält. Und das ohne Immunsuppressiva.

  • AP
    Andreas Praefcke

    Jedes Mal, wenn wieder so ein unerträglicher Jubelartikel über Homöpathie, Anthroposophie und ähnliche Sektiererei und Quacksalberei erscheint, überlege ich mir ernsthaft, mein taz-Abo zu kündigen. Dass diese quasireligiöse Propaganda für Ignoranz auch auf der "Wissen"-Seite steht, schlägt dem Fass den Boden aus.

  • M
    Martin

    Die Methode ist wissenschaftlich so "umstritten" wie die Evolutionstheorie: gar nicht.

    Nur wollen die gläubigen Anhänger der homöopathie -wie die Kreationisten- den Stand partout nicht wahrhaben.

     

    Und hurra, wieder weitere Ausbreitung von Dummheit, Aberglaube und Spiritullallität.

    Bah.