Homo-Broschüre : Leitfaden macht nicht schwul
Statt sich brennenden Themen wie der hohen Arbeitslosigkeit oder grundlegender Bildungsreformen zu widmen, verfällt die unionsgeführte Landesregierung in peinlichen Aktionismus: Sie will Homosexualität wieder in die Schmuddel-Ecke zurückdrängen. Die von der EU geförderte Broschüre, an deren Erstellung das Land NRW maßgeblich beteiligt war, bezweckt genau das Gegenteil: Wenn Homosexualität im Schulunterricht „als etwas Normales“ thematisiert wird, müssen sich Jugendliche, die dazu neigen, nicht mehr verstecken. Und die heterosexuellen Jugendlichen sollen lernen, Schwule und Lesben nicht zu diskriminieren.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
Wenn sich die neue Landesregierung von Anleitungen wie „Achten Sie darauf, dass Sie Lesbisch- und Schwulsein nicht nur als Problem, sondern als eine Lebensform neben vielen anderen gleichbedeutend darstellen“ distanziert, zeugt das von einem heterosexuellen Leitkultur-Denken, an dem nicht gerüttelt werden darf. Das Argument der CDU, die Betroffenen-Organisationen hätten zu viel eigene Wertung in den Leitfaden eingebracht, beweist auch, dass Schwulsein für die Union „nicht normal“ ist: Denn es ist üblich, dass Betroffenen-Organisationen bei solchen Projekten mitwirken und ihre Kompetenz einfließen lassen – wie dies auch Behinderte selbstverständlich für Themen, die Behinderte betreffen, tun oder die Landwirtschaftskammer zu landwirtschaftlichen Fragen.