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Homo-Beamte atmen auf

■ Heftige Diskussionen um gleichgeschlechtliches Senatsreferat/ Abschaffung wird nicht gewünscht/ AL-Forderung an Haushalt 91 ist jedoch unklar

Berlin. Die MitarbeiterInnen des »Senatsreferats für gleichgeschlechtliche Lebensweisen« sollen ihre Sessel behalten: Das forderten die 50 BesucherInnen eines homopolitischen Ratschlags am Montag abend. Die Beurteilung der knapp einjährigen Arbeit der Homo-Behörde verlief jedoch kontrovers. Insbesondere Lesben und Schwule aus der AL wiederholten ihre Kritik an der Basisferne des Referats (die taz berichtete) und verlangten Konsequenzen für den Haushalt 91.

Die im Vorfeld erwogene Forderung nach Abschaffung des Referats lockte vor allem das realpolitische Spektrum herbei. Während von diesem die Langwierigkeit von Veränderungsprozessen betont und die gute Zusammenarbeit gepriesen wurde, vermißten KritikerInnen die Unterstützung nichtetablierter Gruppen. Mehr »unbequeme Stacheln« verlangte auch der AL-Abgeordnete Eckert, der der Behörde »Vergrauung« bescheinigte. Kritisiert wurde vor allem ein Faltblatt des Referats, in dem die Ausdehnung des Familienbegriffs auf Homos zum Ziel gesetzt wurde.

Zu guter Letzt war das Referat kompromißbereit. Nicht nur Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit erkannte es an, künftig wird es selbst zu Projekt-Ratschlägen einladen. Über Konsequenzen im Haushalt 91 aber wurde keine Einigung erzielt. Obwohl fast 700.000 DM fehlen, um alle beantragten Projekte zu fördern, hält Telge eine Aufstockung für »unrealistisch«. Politischer Druck käme jetzt »zu spät«. Doch sein Vorschlag, dann zumindest 50.000 DM der Sachmittel des Referats in Projektmittel umzuwidmen, fand kein Gehör. Die Möglichkeit späterer Umschichtungen genügte den müde gewordenen Lesben. Mit Blick auf einen möglichen politischen Wechsel am 2. Dezember hält Telge aber — »ehe alles weggestrichen wird« — an einer Akzentverschiebung zum jetzigen Zeitpunkt fest.

Auf einer Schwulentagung von AL und Bündnis 90 am Samstag können zumindest die Männer weiter darüber diskutieren (Beginn: 10 Uhr 30 im Haus der Jungen Talente). Micha Schulze

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