Holzhammer-Pädagogik: Zigaretten bald mit Schockfotos
Alle Zigarettenhersteller müssen ab 2010 schockierende Bilder von Raucherkrankheiten auf Packungen drucken. Dazu kommen Warnhinweise.
Die Bilder zeigen zuerst einen Fötus im Bauch seiner Mutter, dann im Brutkasten liegend. Auf einer anderen Fotostrecke sieht man zunächst verfaulte Zähne und dann einen Mann, der künstlich ernährt wird. Auch an den Anblick eines frustrierten Pärchens und eine hängende Zigarette als Sinnbild für männliche Impotenz werden sich RaucherInnen und NichtraucherInnen ab 2010 gewöhnen müssen.
"Die Bilder lösen negative Emotionen aus und fördern die Motivation, vom Rauchen abzulassen", sagte Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, am Freitag. Denn Ende 2010 sollen die ersten Tabakverpackungen mit kombinierten Warnhinweisen im deutschen Handel auftauchen. Die Hinweise bestehen sowohl aus Bildern als auch aus Texten, die über die Risiken des Rauchens aufklären.
Am Sonntag ist Weltnichtrauchertag, der in diesem Jahr unter dem Motto "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" stattfindet. Dass Bilder auf Zigarettenschachteln gedruckt würden, sei im Kabinett "Konsens", versicherte Bätzing weiter. Sogar das CSU-geführte Verbraucherministerium habe zugestimmt. Auch wenn im Herbst eine neue Regierung gewählt würde, würden die Bilder auf den Verpackungen gezeigt, sagte die Drogenbeauftragte.
17 Millionen Deutsche rauchen, Rauchen gilt als Gesundheitsrisiko Nummer eins. In Kanada wurden die kombinierten Warnhinweise schon im Jahr 2000 eingeführt, auch in Ländern wie England, Australien, Uruguay oder Thailand gibt es sie schon. Seit 2003 sind Zigarettenpackungen in Deutschland mit Textwarnhinweisen versehen. Diese gehen aber vielen Experten noch nicht weit genug.
Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum, bestätigt die Wirksamkeit von Warnhinweisen aus Bild und Text auf Tabakverpackungen zur gesundheitlichen Aufklärung. Sie fordert, dass zusätzlich zu Bildern auf jede Schachtel die Hotlinenummer (0 12 05) 31 31 31 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gedruckt wird. Die Hotline hilft Rauchern, die ihre Sucht beenden wollen. Bisher gebe es den Aufdruck nur bei jeder 14. Schachtel. "Die sind aber komischerweise immer ausverkauft. Ich habe noch nie eine im Handel gesehen", sagte Pötschke-Langer, die das WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle leitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Frauenfeindlichkeit
Vor dem Familiengericht sind nicht alle gleich