piwik no script img

■ Die ZeitHoltzbrinck, übernehmen Sie!

Sieben Monate nach dem Tod ihres Gründers und Eigentümers Gerd Bucerius ist Die Zeit für 140 Millionen Mark an den Holtzbrinck-Konzern verkauft worden. Am Freitag nachmittag gaben das die Herausgeber Helmut Schmidt und Theo Sommer auf einer eigens vorverlegten Redaktionskonferenz bekannt. Fachleute hat diese Nachricht kaum überrascht. Nicht nur, weil Bucerius schon seit 1980 das Blatt in einen großen Verlag einbringen wollte. Auch zeigte die Entwicklung der letzten Jahre, daß es Die Zeit ökonomisch immer schwerer haben würde.

Nachdem die Auflage in den achtziger Jahren bis an die 500.000 geklettert war, brachten Mauerfall und deutsche Vereinigung keine neuen Leser mehr. Und die Anzeigen gingen, dank der Konkurrenz von Focus und Privatfernsehen, vor allem beim vierfabigen Zeit- Magazin drastisch zurück, das im letzten Jahr sechs Millionen Verlust machte. Da der Verlag über keine anderen gewinnträchtigen Blätter verfügt, müßten neue Investitionen von der Zeit-Stiftung finanziert werden. Die aber, so hat Bucerius verfügt, darf kein Geld in die Wochenzeitung stecken.

Das wiederum wird Holtzbrinck (Jahresumsatz knapp drei Milliarden Mark) nicht allzu schwerfallen. Die Verlagsgruppe, von der seit längerem das Gerücht geht, sie arbeite sich heimlich, still und leise zum Medienimperium empor, hat dafür genügend Standbeine:

* Buchverlage (u. a. S. Fischer, Rowohlt, Droemer/Knaur, Kindler, den britischen MacMillan-Verlag, Fach- und Schulbuchverlage;

* Wirtschaftspublizistik (u. a. Handelsblatt, Wirtschaftswoche, DM);

* regionale Tageszeitungen (u. a. Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Lausitzer Rundschau, Main-Post, seit 1992 auch den Berliner Tagesspiegel)

* elektronische Medien (15 Prozent Beteiligung an Sat.1, massive Beteiligungen an privaten Rundfunkstationen, Fernseh- und Multimediaproduktionen).

Die Übernahme der Zeit muß das Kartellamt noch genehmigen. Doch da Holtzbrinck bislang bei den politischen Wochenblätter nicht vertreten war, dürfte von dort kaum ein Veto kommen. MR

Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen