■ Holocaust Mahnmal: „Die Debatte ist ziemlich aufgeblasen“
Angelika Weber-Wittkopp, 40 Jahre, Beamtin
Ich denke, die Debatte wird zu sehr unter Fachleuten geführt. Außerdem sollte endlich mal darüber entschieden werden. Aber der Mahnmalentwurf gefällt mir eigentlich nicht. Die Topographie des Terrors oder die simple Gedenktafel am Wittembergplatz rufen bei mir auch die Schrecken der Vernichtung ins Gedächnis. Das ist für mich verständlicher als Tausende von Klötzen.
Dirk Ruttke, 36 Jahre, Dozent
Ich finde die Debatte momentan ziemlich aufgeblasen. Denn eigentlich brauchen wir so ein Denkmal nicht. Jedenfalls nicht in der Form, wie es geplant ist. Ich finde es beispielsweise viel sinnvoller, was Steven Spielberg gemacht hat: Mit den Einnahmen aus seinem Film „Schindlers Liste“ eine Stiftung zu gründen. Ich finde, dies ist viel besser, als irgendein Monument hinzustellen.
Anne S., 30 Jahre, Beamtin
Ich finde die Debatte hat mit dem eigentlichen Mahnmal inzwischen wenig zu tun. Sie wird sehr aufgebauscht. Außerdem sagt mir diese geplante Steinwüste nichts. Ich finde den Vorschlag besser, alle Häuser, aus denen Juden abtransportiert wurden, zu kennzeichnen. Also ein Mahnmal, das quer durch Deutschland geht und nicht nur an einer zentralen Gedenkstelle ist. Das fände ich viel besser.
Arnold Steffen, 71 Jahre, Rentner
Ich persönlich halte generell nicht viel von der Debatte. Man sollte schon eine Gedenkstätte errichten, aber auf keinen Fall so nah beim Brandenburger Tor. Der Krieg und das Dritte Reich sind doch schon lange vorbei. Dieses Kapitel der Geschichte sollte nach inzwischen 60 Jahren endlich abgeschlossen sein. Ich finde, wir haben zur Zeit so viele andere Probleme in der Welt.
Jochen Peter, 28 Jahre, Student
Die Debatte finde ich mittlerweile sehr albern. Ein Mahnmal ist im Prinzip schon etwas Gutes. Obwohl es nicht mehr sein kann, als ein historische Zeichen. Daher sollte man auch nicht in seiner Größe übertreiben. Dadurch werden die Opfer nur noch mehr in die Opferrolle gesetzt, und der Staat kann zeigen, daß er viel Geld hat. Ein Mahnmal sollte eher klein und zurückhaltend sein.
Natalie Hochfeld, 28 Jahre, Sprachwissenschaftlerin
Ich finde, über ein Mahnmal gibt es überhaupt nichts zu debattieren. Eine Gedenkstätte muß sein. Je früher sie erichtet wird, desto besser. Man muß zu seiner Schuld stehen und die nachfolgenden Generationen an diese Zeit mahnen. Aber durch die ewigen Diskussionen reagieren die Leute genervt. Und das rückt das eigentliche Mahnmal in ein ganz ungünstiges Licht.
Umfrage: Julia Beeck
Fotos: Wolfgang Borrs
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