Holocaust-Mahnmal: Künstler Serra steigt aus

■ Bildhauer zieht sich aus dem Wettbewerb für Mahnmal zurück, Entwurf bleibt im Rennen

Berlin (taz) – Der Wettbewerb für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin ist um einen Künstler ärmer. Der New Yorker Bildhauer Richard Serra hat sich gestern überraschend zurückgezogen. Wie Serras Bochumer Galerist Alexander Berswordt-Wallrabe, der den Bildhauer in Europa vertritt, mitteilte, sage Serra „aus persönlichen und professionellen Gründen“ seine Teilnahme ab.

Nach Aussage des Galeristen wolle Serra jedoch, daß der Entwurf für das Holocaust-Mahnmal, bei dem er den US-Amerikanischen Architekten Peter Eisenman beraten hatte und der von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) bevorzugt wird, im Wettbewerb bleibe. „Es bleibt bei dem Eisenman-Entwurf“ so Berswordt-Wallrabe. Serra lege Wert auf die Feststellung, daß seine Entscheidung weder in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem Projekt stehe, noch in seiner Beziehung zu den Auslobern des Wettbewerbs begründet sei.

In einem Brief an den Bundeskanzler hat Serra die Gründe für seine Absage bereits dargelegt. Darin, so ein Sprecher der Bundesregierung, hat Serra versichert, daß er nach wie vor zu dem Projekt stehe. Der Entwurf sieht auf dem Gelände in der Mitte Berlins ein begehbares Labyrinth mit 4.000 Säulen vor. Das Grundkonzept stammt von Eisenmann. Eine Entscheidung will Kohl, so seine Ankündigung, noch vor der Sommerpause herbeiführen.

Gänzlich unerwartet kommt Serras Rückzug nicht. Der Entwurf Eisenman/Serra war als einer von vier Entwürfen in die engere Wahl für das Mahnmal gezogen worden. Da der Kanzler diesen Entwurf bevorzugt, wurde er mit Änderungsaufträgen von Kohl in die letzte Runde geschickt. Serra gilt jedoch als politischer Künstler, der eine Einflußnahme von außen auf seine Entwürfe zurückweist. Schon einmal war Serra aus einem Wettbewerb ausgeschieden. Für einen Mahnmalentwurf Serras in Washington hatten die Auslober vorgeschlagen, auf zwei Pylonen US-amerikanische Flaggen zu pflanzen. Serra hatte sich gewehrt und wurde deshalb aus dem Wettbewerb entlassen. babs