Hohes Niveau sinkt: Jojo für Milchpreise
Die Milchindustrie erwartet 2008 schwankende Preise, aber keinen Streik. Damit würde man sich selber schaden. Das sehen die Milchbauern anders.
BERLIN taz Es war ein denkbar schwieriger Start ins Jahr 2008 für die deutsche Milchindustrie: Streikandrohungen und Proteste der Milchbauern, Preise, die Achterbahn fahren. Und das, nachdem die Zahlen von 2007 so gut aussehen: 6 Prozent mehr und damit 22,3 Milliarden Umsatz für die Molkereien.
"Ein Rekordergebnis", stellt Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes fest. Das ist der Verband, der die Molkereien vertritt. Und für die werde es 2008 deutlich schwieriger. Als Ursache macht er verschiedene Faktoren aus: zum Beispiel die EU-Kommission, die die finanziellen Beihilfen für Landwirte senken will. Oder die Unternehmen, die sich noch nicht auf einen Markt ohne Milchquote eingestellt hätten. "Wir werden einen Schweinezyklus im Milchbereich erleben", ist sich Engel sicher. Das würde bedeuten: Milchpreise, die Achterbahn fahren, wären nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel - für die Bauern wie auch für die Verbraucher.
Einen Faktor schließt der Milchindustrie-Verband jedoch weitgehend aus: einen drohenden Streik. "Die Landwirte würden sich doch mit einem Streik nur selber schaden", sagt Engel. Und verweist darauf, dass sich der Einzelhandel die Milch dann einfach aus anderen Ländern holen würde. Thorsten Sehm vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sieht das anders: "Es fällt schwer, angesichts der sinkenden Milchpreise die Bauern still zu halten." Denn die Preise gehen weiter nach unten - wenn auch auf vergleichsweise hohem Niveau. Im Vergleich zum März sind sie laut dem Statistischen Bundesamt um 1 Prozent zurückgegangen. Doch im Vergleich zum April 2007 ist Milch immer noch 21 Prozent teurer. Bei Käse und Quark sind es sogar 25,6 Prozent mehr.
"Wir müssen uns davon verabschieden, dass Lebensmittel so günstig sind wie in den letzten zehn Jahren", sagt Engel. Zwar seien die Preise in Deutschland stärker gestiegen als in anderen Ländern. Doch spätestens im Herbst dürften sich die steigende Tendenz erneut bemerkbar machen: Wenn die Kühe weniger Milch geben, sinkt auch das Angebot auf dem Markt. Gut für die Bauern, findet der Verband, haben sie so doch eine Chance, in den dann anstehenden Verhandlungen höhere Abnahmepreise für ihre Milch zu erzielen. Neuerdings wird auch für sechs Monate, statt wie bisher für ein Jahr, verhandelt, um schneller auf den Markt reagieren zu können. Weniger gut für die Bauern: Die Verbraucher haben bereits auf die Preise reagiert. So ist beispielweise die Nachfrage nach Butter im ersten Quartal um 6,5 Prozent gesunken. SVENJA BERGT
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