: Hohe Schule der Schlammschlachten
■ In der Hochschule für bildende Künste stehen Neuwahlen an
Ring frei für die nächste Runde am Lerchenfeld: In der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) stehen Neuwahlen der Präsidentin oder des Präsidenten an. Und wenn die HfbK für eines bekannt ist, dann für ihre Streit- und Intrigenkultur. Im Repertoire: Gegenseitige Rücktrittsforderungen wegen Laienhaftig- oder Unfähigkeit, Abmahnungen wegen Dienstpflichtverletzung, Rufmord und Beleidigungsklagen. JedeR Mobbing-Beauftragte hätte seine wahre Freude daran.
Gespannt sein darf man vor allem darauf, was sich die Gegner der amtierenden HfbK-Chefin Adrienne Goehler, die sich neben sechs weiteren KandidatInnen zur Wahl stellt, jetzt noch einfallen lassen. Denn das Trio um den Vize Franz Erhard Walther – mithin als „MeinGott-Walther-Bande“ bekannt – hatte nach der Schlappe bei den Konzilswahlen noch eine weitere Niederlage hinnehmen müssen: Kunstpädagogik-Professor Martin Rögener hatte „Unregelmäßigkeiten“ bei der Wahl des Hochschulparlaments, in dem mit Hans-Joachim Lenger (Kunstpädagoge und zuständig für interdisziplinäre Fächer) nur noch ein ausgewiesener Goehler-Gegner sitzt, ausgemacht und war vor Gericht gezogen. Ohne Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht entschied jetzt, daß das Konzil, das am 9. November den/die neue PräsidentIn wählt, ganz legal im Amt ist.
Damit ist die Anti-Goehler-Fraktion in dem Gremium zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Und angesichts der jetzigen Mehrheiten hat die 39jährige Diplom-Psychologin Goehler eine reelle Chance, für weitere sechs Jahre die Geschicke der HfbK mitzubestimmen.
Sie und ihre MitbewerberInnen werden sich und ihre Konzepte am 26. Oktober der Hochschulöffentlichkeit stellen. Neben Goehler kandidiert mit Victoria von Flemming, Kultur-Fernseh-Journalistin bei NDR 3, eine weitere Frau für den Posten. Die übrigen Bewerber sind Herbert Hossmann, Leitender Direktor in der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung, Börries von Liebermann, Theater- und Musikfestival-Organisator, Eckhard Schneider, Leiter des Kunstvereins Hannover, Bernhard Schulz, Ausstellungsleiter der städtischen Galerie Saarbrücken und Karl Weber, derzeit für Kulturförderung und -verwaltung beim hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zuständig.
Patricia Faller
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