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Hoffnung?

■ Regen zum Siebenschläfer

„Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag“, lautet die Bauernregel. Gestern war Siebenschläfer und regnen tat's mehr als genug. Also auswandern oder jede Menge Anti-Depressiva schlucken? Kein Anlaß zur Beunruhigung, verspricht Herr Rüggemann von der Freien Universität. Global denken, lokal handeln, ist nämlich die Meteorologen-Devise. Wenn es, wie gegenwärtig zwar ausgiebig, aber nur lokal regnet, dann fehlt einfach die Power für sieben Wochen Regen. Dazu müßte ganz Europa am Siebenschläfer grau in grau liegen - eine „ausgeprägte Westwind-Wetterlage mit vielen Tiefdruckgebieten“, wie es der Fachmann ausdrückt. Nur dann kann dies ein Zeichen sein, daß sich der Sommer nicht durchsetzt.

Hört sich eigentlich gut an. Was Herr Rüggemann freilich für „Sommer“ hält, macht mißtrauisch. Denn für ihn war der letzte ein „typischer Sommer, nur die Niederschlagsmenge fehlte“. Hat es nicht ständig geregnet? Schon, aber die prasselnden Gewitter, die den Hauptanteil an Regen brächten, hätten gefehlt. So sei es insgesamt zu trocken gewesen.

Solcherlei Aussicht auf einen derart definierten, richtigen Sommer kann nicht beglücken. Trost spendet der Meteorologe mit Hinweis auf den Kalender. Die Bauernregeln stimmten seit der letzten Kalenderreform sowieso nicht mehr. Durch die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender im Jahre 1582 hätten sich die Siebenschläfer nämlich verschoben. Damals ließ man auf den 4. Oktober sogleich den 15. Oktober folgen, um die Ungenauigkeiten der alten Jahresrechnung auszugleichen. Siebenschläfer war also nicht gestern, sondern kommt erst am 10. Juli.

gn

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