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Hören & Sehen

Sizilien und Neapel (1801–1826): Am 3. November 1801 wird Vincenzo Bellini in einer Familie von Kirchenmusikern geboren. Mit siebzehn Jahren erhält er ein Stipendium und geht an das Konservatorium nach Neapel. Die Hauptstadt des „Königreichs beider Sizilien“ war damals die bevölkerungsreichste Stadt Europas und ein wichtiges Musikzentrum. Bellinis erste Oper „Adelson e Salvini“ kommt am Theater des Konservatoriums heraus, sein zweites Werk „Bianca e Fernando“ wird bereits am Teatro San Carlo aufgeführt, dem Opernhaus von Neapel.

Mailand (1826–1833): Die Uraufführung der dritten Oper „Il Pirata“ an der Mailänder Scala ist Ende 1827 ein großer Erfolg, und Anfang 1829 triumphiert Bellini mit „La Straniera“. Den folgenden Flop mit „Zaira“ in Parma macht er wenig später in Venedig wieder wett – mit der Oper „I Capuleti e i Montecchi“, einer Vertonung des „Romeo und Julia“-Stoffes. Den Höhepunkt seiner Karriere erreicht Bellini 1831, als er seine bis heute bekanntesten Opern „La Sonnambula“ und „Norma“ in Mailand herausbringt. „Beatrice di Tenda“ fällt dagegen bei der Uraufführung in Venedig durch.

London und Paris (1833–1835): Nachdem Bellini erreicht hat, was in Italien möglich ist, strebt er in die wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Europas. Nach einer erfolgreichen Gastspielreise nach London, wo die Sängerin Giuditta Pasta die großen Bellini-Rollen singt, lässt er sich in Paris nieder. Nach schwierigen Verhandlungen schreibt er für das Théâtre Italien seine letzte Oper, „I Puritani“. Sie wird zu einem sensationellen Erfolg, den Bellini allerdings nur noch kurz auskosten kann: Am 23. September 1835 stirbt er in Puteaux bei Paris an einer Darmentzündung, verbunden mit einem Leberabszess.

Auf der Bühne: Im Vergleich zum hundertsten Todestag Giuseppe Verdis, der in diesem Jahr ebenfalls begangen wurde, fallen die Feiern für Bellini bescheiden aus. Wer seine Werke auf der Bühne erleben will, muss nächsten Sommer in den Südwesten fahren. Dort haben die drei bekanntesten Opern kurz hintereinander Premiere: „I Puritani“ am 19. Mai 2002 in Karlsruhe, „La Sonnambula“ am 20. Juni in Ulm und „Norma“ am 29. Juni in Stuttgart. Weitere Neuinszenierungen von „La Sonnambula“ laufen seit Oktober in Wien und ab 19. Januar in Zürich. Außerdem zeigt die Staatsoper München im November „I Puritani“.

Aus dem Lautsprecher: Als Maßstab der Bellini-Interpretation gelten immer noch die Aufnahmen aus den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren. Trotz der teilweise schlechten Tonqualität zu empfehlen: die Scala-Einspielungen von „La Sonnambula“, „Norma“ und „I Puritani“ mit Maria Callas (EMI). Technisch besser sind die Aufnahmen mit Joan Sutherland. Sie hatte eine schönere Stimme, aber nicht die charismatische Präsenz der Callas. Als CD erhältich: „La Sonnambula“, „Norma“, „Beatrice di Tenda“ und „I Puritani“ (Decca, alle mit dem Dirigenten Richard Bonynge).

Für den Bücherschrank: Die einzige Biografie, die kritischen Maßstäben standhält, ist noch nicht ins Deutsche übersetzt: John Rosselli, Life of Bellini, Cambridge University Press 1997, 11,95 Pfund. Die älteren Bücher sitzen ganz oder teilweise den Fälschungen des Bellini-Freundes Florimo auf – so auch Herbert Weinstock, Vincenzo Bellini, Edition Kunzelmann, Adliswil 1985, 82 Mark. Eine gute Einführung ist das Programmbuch der Berliner Staatsoper, das als Insel Taschenbuch erschienen ist: Vincenzo Bellini, Norma, Ein Opernführer, Frankfurt am Main 1999, 19,80 Mark. RAB

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