Höchstens 120 km/h: Im Schneckentempo

taz-Genosse Detlev Siebold fährt aus Überzeugung langsam. Mit einem Aufkleber erhofft er sich viele zum Nachahmen zu bewegen.

Foto: taz

Von Anja Krüger

06.09.2021 | In Hamburg fahren bereits die ersten Autos mit dem programmatischen Aufkleber: Er zeigt eine Schnecke mit einem Haus in Form eines runden Verkehrsschildes mit rotem Kreis, darin die Zahl 120. „Weil ich es kann“, steht darunter. taz-Genosse Detlev Siebold hat den Aufkleber bereits auf seine beiden Elektro-Firmensmarts geklebt. „Ich finde ihn herrlich“, freut er sich.

Ohne den Hamburger Geschäftsführer einer Messebaufirma würde es den Aufkleber nicht geben. Mit dem Sticker können Autofahrende bekennen, dass sie freiwillig höchstes 120 Stundenkilometer fahren. Siebold hatte der taz-Genossenschaft eine E-Mail geschrieben und den Druck angeregt – und sich bereit erklärt, das mit 1.000 Euro zu unterstützen.

Eigentlich wollte er Greenpeace für das Projekt gewinnen. Aber die Umweltorganisation war dafür nicht zu begeistern. „Da habe ich gedacht, gehe ich mal an die taz ran“, berichtet er. Das hat geklappt. Das taz-Marketing hat die Idee aufgenommen, die ersten 17.000 Schnecken-Aufkleber sind gedruckt. Das Motiv wurde mit Siebold abgestimmt.

Der Individualverkehr muss überwunden werden

Inspiriert haben Siebold die Diskussionen um das Tempolimit – und der „Atomkraft, nein danke“- Aufkleber, der in den 70er, 80er und 90er Jahren an unzähligen Autos, WG-Türen und in Button-Form an Kleidungsstücken hing. Damit konnten Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen ein Zeichen setzen. Das wünscht sich Detlev Siebold auch heute – für den Verkehr, einen der größten Klimakiller.

Über kurz oder lang muss der Individualverkehr überwunden werden, findet der taz-Genosse, der regelmäßig an Fridays-for-Future-Protesten teilnimmt. Aber solange es ihn gibt, soll er wenigstens so klimaschonend wie möglich sein, fordert er. Aus freien Stücken langsamer zu fahren als erlaubt und sich dazu zu bekennen könnte etwas bewirken, hofft Siebold. Er selbst nimmt eigentlich nur zu Geschäftsterminen ein Auto und fährt sonst mit dem Rad.

Die parteipolitische Diskussion über ein Tempolimit für Autobahnen kreist um 130 Stundenkilometer, die heutige Richtgeschwindigkeit. Die Grünen und die SPD fordern diese Geschwindigkeitsbegrenzung im Bundestagswahlprogramm, die Linkspartei ist für 120. CDU und FDP lehnen ein Tempolimit generell ab. Eine Höchstgeschwindigkeit von 130 ist zu hoch, steht für Siebold fest. Deshalb plädierte er für 120 – und ist sich an diesem Punkt völlig einig mit den großen Umweltverbänden.

Der Schadstoffausstoff steigt mit dem Tempo

Gäbe es in Deutschland ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen, würde der C02-Ausstoß um jährlich 2,6 Millionen Tonnen sinken. „Ich fahre selber nur 100 oder 110“, sagt Siebold. Denn der Schadstoffausstoff steigt mit dem Tempo ganz erheblich. „Ich stelle mich einfach auf eine halbe Stunde mehr ein“, berichtet er.

taz-Genoss:innen haben den Aufkleber mit dem aktuellen Genossenschafts-Info zugeschickt bekommen. Interessierte können den Aufkleber unter taz.de/shop bestellen, einer kostet inklusive Porto 2 Euro, 10 Stück kosten ebenfalls inklusive Porto 15 Euro.