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Hochzeit geplatzt

■ Viag und Algroup können sich nicht auf Eintauschverhältnis ihrer Aktien einigen

Zürich (rtr/taz) – Es war schließlich nicht mehr als ein 20 Millionen Mark teurer Flirt. So viel Geld hatten die deutsche Viag AG und die Schweizer Algroup bereits in sehr konkrete Vorbereitungen für eine Fusion gesteckt, als Viag-Chef Wilhelm Simson die geplante Hochzeit am Dienstag absagte. Man komme auch allein klar, hieß es anschließend brüsk auf beiden Seiten.

Hauptgrund für die plötzliche Abneigung ist eine unterschiedliche Einschätzung über die Bewertung beider Firmen. Im November hatten sich Algroup und Viag auf ein festes Eintauschverhältnis von 35 zu 65 Prozent geeinigt, aber zusätzlich ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses beziffert das Verhältnis jetzt auf 32,5 zu 67,5 Prozent, was für die Algroup-Aktionäre einen Verlust von etwa zwei Milliarden Mark bedeuten würde. Zu viel, findet Algroup- Chef Sergio Marchionne. Es sei schwer nachzuvollziehen, warum die Viag nun plötzlich mehr wert sein sollte als vereinbart. Umgekehrt sehen die Viag-Anteilseigner nicht ein, wieso sie weniger kassieren sollten als möglich.

Der Viag-Aktie konnte die gescheiterte Fusion gestern nichts anhaben. Im Gegenteil: Sie legte kräftig zu. Analysten sehen dahinter das grundsätzliche Mißtrauen gegen einen Mischkonzern, wie ihn Viag und Algroup gebildet hätten.

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