: Hochspannung & umgelegte Schalter
■ Leukämie-Kommissionen gespalten / Neuer Krümmel-Störfall
Sie treten auf der Stelle. Die Kommissionen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins zur Aufklärung der Leukämie-Fälle in der Elbmarsch vereinbarten am Freitag lediglich, bis Ende 1995 einen Abschlußbericht vorzulegen. Darin sollen die verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewertet und aus ihnen mögliche Ursachen für das gehäufte Auftreten von Blutkrebs abgeleitet werden.
Kein leichtes Unterfangen: Die Kommissions-Vorsitzenden verschwiegen am Freitag nicht, daß die Gremien-Sitzung in gespannter Atmosphäre ablief. Der Grund: Die Spaltung zwischen den WissenschaftlerInnen, für die die Leukämiehäufungen auf Radioaktivität zurückzuführen sind, und ihren KollegInnen, die diesen Zusammenhang nicht erkennen können.
Im Mittelpunkt der gestrigen Kommissions-Sitzung stand das kürzlich fertiggestellte Gutachten des Darmstädter Öko-Institutes zu den Emissionsdaten des Atomkraftwerkes Krümmel. Instituts-Mitarbeiter Lothar Hahn betonte, nach der Analyse der Betreiberdaten gebe es „keine Anhaltspunkte für eine Überschreitung der radioaktiven Grenzwerte“ zwischen 1983 und 1989. Die Lücken für 1987 – Meßdaten aus dieser Zeit waren nach Angaben des AKW-Betreibers versehentlich gelöscht worden – seien anhand anderer Meßwerte geschlossen worden. Anhaltspunkte für Freisetzungen gebe es auch für 1987 nicht, erklärte Hahn.
Apropos Krümmel: Gestern wurde bekannt, daß vier Schalter in der Notstromanlage des Atommeilers seit dem Wiederanfahren vor sechs Wochen falsch beschriftet waren und deshalb leider eine falsche Betriebsstellung angezeigt hätten. Dieser Störfall hat nach Auskunft der Betreiber aber „keine Auswirkungen auf den Betrieb der Anlage gehabt“. mac/lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen