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HochschulenLibeskind-Bau wird noch teurer

Oberfinanzdirektion beziffert Kosten für dieLeuphana schlimmstenfalls auf 125 Millionen Euro. Nach wie vor Lücken in der Planung. Stehlampen für 1.000 Euro.

Nicht mehr zu stoppen: der Libeskind-Bau der Uni Lüneburg. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die autonom agierende Stiftungsuniversität Lüneburg (Leuphana) hat bei der Planung ihres neuen Zentralgebäudes Fehler gemacht, die typisch sind für aus dem Ruder laufende Bauprojekte der öffentlichen Hand. Das geht aus einem vertraulichen Prüfbericht der niedersächsischen Oberfinanzdirektion (OFD) hervor, der der taz vorliegt. Demnach hat die Hochschulleitung den spektakulären Bau des US-Architekten Daniel Libeskind nicht durchgeplant. Sie hat Nutzungswünsche nachgeschoben und die Kosten zu niedrig veranschlagt. Schlimmstenfalls könnte das Zickzack-Gebäude 125 Millionen Euro kosten – statt der zunächst angepeilten 58 Millionen.

Die Oberfinanzdirektion hatte sich mit dem Projekt befasst, nachdem bekannt geworden war, dass der spektakuläre Bau 76 Millionen statt der zunächst veranschlagten 58 Millionen Euro kosten sollte. Der Landtag und die Landesregierung wurden misstrauisch und ließen prüfen. Unterm Strich hält die OFD Kosten von 91 Millionen Euro für „nicht unwahrscheinlich“. Trotzdem will Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) weiterbauen lassen. „Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung hat gezeigt, dass ein Stopp der Baumaßnahmen und die Neuplanung eines Zweckbaus nicht wirtschaftlich wären“, erklärte sie. Mehrkosten trägt das Land.

Als ersten Schritt hat die OFD den Kostenanstieg von 75,7 auf 76 Millionen Euro analysiert. Sie tat sich damit schwer: Der ursprüngliche Planungsstand von 2011 sei lückenhaft dokumentiert und der Planungsstand von 2013 in sich widersprüchlich. Darüber hinaus hat sie das Risiko ermittelt, das mit dem Weiterbau verbunden ist.

Die Prüfer werfen den Planern vor, sie hätten insbesondere die Kosten für den Rohbau des geometrisch komplizierten Gebäudes massiv unterschätzt sowie die Kosten der aufwändigen technischen Ausstattung. Allein die Technik verursachte mehr als die Hälfte der Mehrkosten.

Kostenspirale

Kostensteigerung für den Libeskind-Bau von 2011 auf 2013:

3,8 Millionen Euro gehen auf die Preissteigerung zurück.

3,8 Millionen Euro kosteten zusätzliche Nutzerwünsche.

Um elf Millionen Euro hat die Leuphana die Kosten zu niedrig angesetzt.

Risiken: Die Prüfer erwarten, dass die Landesregierung über die bekannten Mehrkosten hinaus mindestens elf, maximal 49 Millionen Euro drauflegen muss.

Am wahrscheinlichsten sei, dass die Landesregierung noch 15 Millionen Euro drauflegen müsse.

Die Prüfer kritisieren zum Beispiel 750.000 Euro Mehrkosten für die Beleuchtung: Es sollen Hunderte von Stehleuchten à 1.000 Euro und mehr beschafft werden, statt sich mit Deckenleuchten zu begnügen. „Die Pläne vermitteln den Eindruck, dass die Beleuchtung mehr nach gestalterischen Gesichtspunkten als nach lichttechnischen Erfordernissen ausgelegt wurde“, heißt es in dem Bericht.

700.000 Euro mehr sollen für elektroakustische Anlagen ausgegeben werden. Darunter seien 570.000 Euro für die Audiotechnik im Audimax und den Seminarräumen, von denen zunächst nicht die Rede war. 1,6 Millionen Euro mehr kostet die Gebäudeautomation.

Risiken sehen die Prüfer beim Sonnenschutz, der nicht eingerechnet worden sei. Es sei unklar, wie die Fernwärmeversorgung funktionieren solle, was die Planung anderer Systeme wie der Kälteversorgung unkalkulierbar mache. Nicht veranschlagt seien die Kosten für die Ausstattung der Kantine und der Büros.

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