■ Nachgefragt: Hobbys: Lesen, Schreiben, Garten, Rad
Er ist der Erste in diesem Wahljahr: Der SPD-Bundestagskandidat für den Bremer Osten, der ehemalige Finanzsenator Volker Kröning, hat die BremerInnen schon mal per Massen-Postwurfsendung auf sich aufmerksam gemacht – noch vor seinem schärfsten Konkurrenten Bernd Neumann (CDU).
Ich hab' im Briefkasten ein Blättchen gefunden, da steht: „Ihr Kandidat für den Bundestag steht Ihnen schon jetzt zur Verfügung“...
Volker Kröning: Das freut mich.
Aber Sie sind ja ein Herzchen, daß Sie gleich anschließend nach Amrum fahren!
Na, na, na. Nein, erstens geht der heiße Wahlkampf erst im September los. Und im übrigen bin ich nur 14 Tage weg, und das ist der einzige Urlaub dieses Jahr.
Oje, oje. Aber sagen Sie, wieviel Leute haben sich denn schon gemeldet bei Ihnen?
Knapp hundert.
Ist das viel?
Als Erfolgsquote gelten fünf Prozent.
Von 200.000 Wahlberechtigten?
Nein, wir haben es nicht an alle Wahlberechtigten senden können, das wäre zu teuer geworden, sondern nur an alle über Briefkästen erreichbaren Haushalte, und das sind knapp 100.000.
Da sind 100 aber kein Erfolg!
Ich bitte Sie, das läuft doch erst an!
Was haben sich die bisherigen Hundert denn von Ihnen gewünscht?
Überwiegend wird nach Material gefragt, nach Material zu Themen wie Umwelt, Sicherheit oder Wohnen. Der kleinere Teil wünscht eine Kontaktaufnahme durch Anruf oder einen Besuch. Ein Rinnsal sind bislang die Wünsche, zu Veranstaltungen eingeladen zu werden.
Haben Sie sich ein Tageslimit gesetzt für die Besuche?
Nun, ich habe ein Vierteljahr, also bis zum 16. Oktober, Wahlkampf und stehe deshalb auch rund um die Uhr zur Verfügung.
Sie haben so nett Ihre Hobbys aufgeführt: Lesen, Schreiben, Garten, Rad ... was lesen Sie gerade?
Das ist gut gefragt. Ich lese das Buch von Siebert „Geht den Deutschen die Arbeit aus?“ Daneben habe ich mir die Wallenstein-Biographie von Golo Mann eingesteckt.
Diese Hobby-Aufzählung klingt ja ganz sympathisch. Aber das Foto, sagen Sie, soll das bald überall hängen?
Das ist aus einer Serie. Aber was haben Sie an dem Foto zu beanstanden?
Das hat so einen altmodischen knallblauen Persilhimmel. Während Sie vorne so ganz andere Farben an sich haben. Das wirkt nicht gerade zupackend.
Naja, aber wer mich kennt, weiß, daß ich ...
Kennen Sie denn so viele?
In aller Bescheidenheit würde ich einen Bekanntsheitsgrad von 80 Prozent unterstellen.
Deshalb müssen Sie nicht lächeln auf dem Foto?
Sechs Wochen lang während des heißen Wahlkampfs ein Lächeln vom Plakat zu sehen, das wird den Bürgern möglicherweise auf die Nerven gehen.
Also es gibt noch eins, wo Sie lächeln?
Äh – noch eins?
Auf dem hier gucken Sie doch, naja, da lächeln Sie doch nicht...
Na, das bleibt Ihrem Geschmack überlassen.
Fragen: Christine Holch.
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