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Hizbollah-Rache für gekaperten Scheich

■ Selbstmordkommando sprengt israelischen Konvoi: Zwei Tote, sechs Verletzte / Geiselverhandlungen im Kriechgang

Beirut/Jerusamlem (ap) - Beim Kamikazeangriff eines Hizbollah-Kommandos auf einen israelischen Militärkonvoi im Südlibanon sind am Mittwoch morgen die beiden Attentäter in ihrem mit Sprengstoff bepackten Auto getötet und mindestens sechs Soldaten zum Teil schwer verwundet worden. Die Hizbollah sprach in Beirut vom Racheakt eines Schiitengeistlichen für die Entführung von Scheich Abdul Karim Obeid nach Israel. Kurz zuvor hatte die US-Regierung das iranische Angebot zurückgewiesen, sich nach Freigabe der in den USA eingefrorenen iranischen Guthaben für die Freilassung der 16 westlichen Geiseln im Libanon einzusetzen.

Nach Angaben der israelischen Armee und des Rundfunks hatten zwei Männer bei dem Dorf Kleiaa acht Kilometer vor der israelischen Grenze rund 50 Kilogramm Sprengstoff in ihrem Wagen zur Explosion gebracht, als der Konvoi vorbeifuhr. Die beiden Insassen des Autos seien bei der Explosion umgekommen. Der hohe Schiitengeistliche Sobhi Tofeili sagte dagegen in Beirut, ein „Gefährte“ Obeids, der Geistliche Asaad Birro, habe den Anschlag allein verübt. Die Hizbollah teilte in einer Stellungnahme mit, in der „Operation Märtyrertod“ seien „mehrere feindliche Soldaten getötet“ worden. Wegen der Verschleppung Obeids sei eine Freigabe der gefangenen drei israelischen Soldaten ausgeschlossen.

Für das US-Außenministerium sagte Sprecher Richard Boucher am Dienstag abend, die seit 1981 eingefrorenen iranischen Guthaben in Milliardenhöhe hätten „überhaupt nichts mit der Geiselfrage zu tun“. Die Zeitung 'Tehran Times‘ hatte am gleichen Tag unter Berufung auf Mitarbeiter von Präsident Haschemi Rafsandschani berichtet, der Iran würde „den zweiten Schritt tun“, wenn die USA die Gelder freigäben, könne allerdings nicht für einen Erfolg garantieren. Nach einer Meldung von Radio Monte Carlo sollen Gesandte Rafsandschanis und mehrere Persönlichkeiten, die die amerikanischen Interessen wahrnehmen, seit Beginn dieser Woche in Genf über die Geiseln sprechen. Der Flugzeugträger „America“ ist mit mehreren Begleitschiffen am Mittwoch in internationalen Gewässern vor der iranischen Küste eingetroffen. Der Führer der Republikaner im Senat, Robert Dole, sagte am Dienstag, wenn eine weitere amerikanische Geisel nach William Higgins umgebracht werde, „wird man eine militärische Antwort sehen“.

Der israelische Verteidigungsminister Jizchak Rabin verlangte am Dienstag abend ein Lebenszeichen von den drei gefangenen israelischen Soldaten, bevor Verhandlungen beginnen könnten. Bislang habe sich keine Organisation in dieser Frage an das Rote Kreuz gewandt. Die Gruppe Revolutionäre Gerechtigkeit hatte vergangene Woche angekündigt, dem Roten Kreuz für Israel eine Liste mit den Namen der Araber zu übergeben, die im Austausch für den Amerikaner Cicippio freigelassen werden sollten.

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