: Hitzeschäden: Fische ertrinken, Schwäne schlucken Gift
Noch schwimmen die Schwäne an der Lieper Bucht, doch anderenorts an der Havel sind einige Artgenossen schon verendet. Voller Sorge beobachten auch die Fische die Wetterlage. Denn beim nächsten schweren Regen geht es ihnen wieder schlecht. Trotz eines neuen Belüftungsschiffes wird im Wasser der Sauerstoff knapp. Besserung ist mittelfristig nicht in Sicht – im Gegenteil: Algen sind explosionsartig gewachsen, und Bakterien machen sich breit, die auch das Leben von Schwänen und Enten bedrohen.
Noch gibt es in den Berliner Gewässern genug Luft für Fische, Muscheln, Schnecken und Würmer. Regelmäßige Messungen des Fischereiamtes zeigen Werte von etwa 5 Milligramm Sauerstoff pro Liter. Kritisch wird es bei einem Wert von 2 bis 2,5 Milligramm, meint Hans-Peter Richter vom Fischereiamt. Nur im Landwehrkanal gebe es allerdings derzeit akute Probleme. Dort soll bereits heute ein Belüftungsschiff den Fischen Luft zufächeln. „Bisher hält sich die Belastung in Grenzen“, meint Richter. „Aber das kann sich schnell ändern.“
Ein ordentliches Gewitter, wie es für diese Tage erwartet wird, reicht nämlich aus, den Fischen die Luft zum Atmen zu nehmen. Alle Jahre wieder spült der erste Regen nach langer Trockenheit gärende organische Abfälle wie etwa Blütenpollen, Hundekot oder auch Reifenabrieb in die Gullys, überflutet die Rückhaltebecken, gelangt ins Wasser, verbraucht dadurch Sauerstoff und läßt die Fische ertrinken.
Als Gegenstrategie empfiehlt der Naturschutzbund Deutschland den Bau größerer Rückhaltebecken. Außerdem sollten versiegelte Flächen wieder grün werden. Auch Jens Thierbach von der Umweltverwaltung unterstützt die Forderungen, weiß aber, daß sie im großen Maßstab „wirtschaftlich nicht machbar“ sind. Dennoch werde an neuen Rückhaltebecken und an Flächenentsiegelung gearbeitet. Thierbach hofft, daß das allsommerliche Fischsterben zu einer „großen Ausnahme wie die Jahrhunderthochwasser“ wird.
Der Sauerstoffmangel hat auch natürliche Ursachen: Bei heißem Sommerwetter vermehren sich die Blaualgen. Wenn diese absterben, verbraucht der Fäulnisprozeß Sauerstoff. Dabei bildet sich auch die Bakterie „Chlostridium botulinum“. Das stinkt fürchterlich, ist für Menschen aber ungefährlich. Nicht jedoch für Enten und Schwäne, die die absterbenden Algen fressen und dann an dieser „Lebensmittelvergiftung“ verenden.Bernhard Pötter
Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
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