Historiker besprüht und angespuckt

■ Vortrag von Ernst Nolte gewaltsam verhindert / Der Professor ist wegen seiner Thesen zum Holocaust umstritten

Der konservative Historiker Ernst Nolte ist Mittwoch abend von Demonstranten einer antifaschistischen Initiative bespuckt und mit Tränengas besprüht worden. Zu der Tat kam es vor dem Gebäude der katholischen Studentengemeinde in Friedrichshain. Nolte war dort zu einem Vortrag über „Nietzsche und die Gegenwart“ eingeladen gewesen.

Der 71jährige emeritierte Professor ist wegen seiner Thesen zum Holocaust umstritten. Als einer der Hauptprotagonisten des Historikerstreits 1986 in der FAZ stellte er die Singularität der NS-Verbrechen in Frage. Er verglich den Stalinismus mit dem Nationalsozialismus und betonte, daß Auschwitz ohne die Vorgeschichte des Archipel Gulag nicht denkbar gewesen wäre.

Nach Angaben des Gemeindereferenten Torsten Drescher hatte sich die katholische Studentengemeinde in Friedrichshain auf einen philosophischen Abend mit Ernst Nolte eingestellt. Doch die rund 80 Gäste wurden bitter enttäuscht. Der Professor versuchte vergeblich, in Begleitung von einigen Studenten zu dem Eingang des Gebäudes vorzudringen. Die Übermacht der rund 30 Gegendemonstranten war zu groß. Er wurde angerempelt und bespuckt und bekam aus nächster Nähe Tränengas ins Gesicht gesprüht. Dank seiner Brille erlitt er jedoch keinen Augenschaden. Nach einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus konnte er nach Hause gehen. Die Täter entkamen laut Polizei unerkannt.

Gegenüber der taz sagte der Professor gestern, diese Form der Gewalt habe ihn „sehr überrascht“. Provokative Zwischenrufe und verbale Auseinandersetzungen bei seinen Vorträgen sei er gewohnt. 1988 sei sein Wagen auf einem Parkplatz der Rostlaube in Brand gesetzt worden, aber er selbst sei nie zuvor körperlich angegriffen worden. „Das war am Mittwoch abend nicht die Linke, die ich von früher kenne.“ Manche der Demonstranten hätten wie „Schlägertypen“ ausgesehen, und ein „kleiner giftiger Fanatiker“ sei um ihn herumgesprungen und habe ihn als „Nazi“ beschimpft. Er denke aber nicht daran, „aus Ängstlichkeit“ vor solchen Leuten zu kapitulieren, betonte Nolte. Beim nächsten Mal werde er allerdings Schutzmaßnahmen veranlassen. Der Gemeindereferent Drescher kündigte an, der Abend mit Nolte „wird so schnell wie möglich nachgeholt“. plu