■ Urdrüs wahre Kolumne: Hirtenwort am Vatertag
Nachdem sich das Bayern München-Pack mit Schiedsrichters willfähriger Hilfe wieder mal zur Deutschen Fußballmeisterschaft gemogelt hat und jetzt auch noch in Europa triumphiert, ist der Himmelfahrtstag dieses Jahres für jeden gerecht denkenden Menschen ein Jammertal. Selbst das endgültige Ende der Bürgerpark-Tombola kann über dieses Elend nicht hinweghelfen, zumal die Wiederauferstehung der Lotterie-Baracken für das nächste Jahr ebenso gewiss ist wie der neuerliche Titelgewinn für die fußlümmelnden Angestellten des Herrn Beckenbauer. Und die Nahverkehrstarife im VBN-Bereich werden leider auch nur um einen Groschen steigen – zuviel, um ignoriert zu werden und zu wenig, um auf revolutionäre Fahrpreis-Bewegungen hoffen zu dürfen.
Was also bleibt an Visionen, mit denen eine „Neubürgeragentur“ wirksam Zuzugswillige anlocken könnte? Interessant immerhin der Vorschlag von Schleckermäulchen Jens Eckhoff, den Neubremern Care-Pakete zu überreichen. Eine Tüte Milch von Bremerland, Kelloggs Cornflakes mit Pokemon-Sticker, Krafft-Scheibletten, Milka und die eine oder andere grüne Buddel ganz ohne Schiff, dazu bitte unbedingt Original Bremer Babbler und die leider leider fast nur noch im „Lustigen Schuster“ erhältliche Anjola-Limonade in der markanten Ananas-Flasche: Das in der Tat sind Pfunde, mit denen Bremen wuchern kann – aber das alles ist nichts ohne Bestandsgarantien für Freimarkt und Parzellengebiete, kann nicht funktionieren ohne Sicherung des Menschenrechts zum Biertrinken, Musizieren und Abhängen auf öffentlichen Wegen und Plätzen. Das Betteln und Feilhalten von Traktaten, das Hütchenspielen und öffentliche Wahrsagen – wer solches Tun verhindern möchte, der soll seine Neubürger-Agentur gleich in Schwäbisch Hall eröffnen, wo Kehrwoche und Bausparvertrag bereits Verfassungsrang haben. Amen! Niedergeschrieben am Vatertag 2001, von Gottes barfüßigem Propheten UrDrü ...
Erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen werden durch die neue Schiffsradaranlage an der Kurfürstenallee erwartet und wie gefährlich solche Strahlungen in der Tat sind, beweist dieser kürzlich in der Straßenbahnlinie 3 zu verfolgende Handy-Dialog über vier Sitzreihen hinweg: „Wie hoch war deine letzte Handyrechnung?“ „Na so über 300 Mark. Aber diesmal wird es bestimmt noch mehr.“ „Is ja geil, und wer bezahlt das, deine Eltern?“ „Nee, die Oma und den Rest mein Freund“ „Schickste mir noch ne ESSEMMESS?“ „Mach ich doch glatt. Und ruf mich nachher noch mal an ...“ Altersarmut, Jugendprostitution, Beschaffungskriminalität. Dies kommt von das. Und alles legal und alles so schön bunt hier.
„Eine emotionale Kontroverse vermeiden“ wollten die Grünen bei ihrer Diskussion zum Thema Tierversuche und hatten deshalb den Affenquäler Andy „Mabuse“ Kreiter gar nicht erst vorgeladen. Da zu meinen Bekannten mit den Schimpansen Fritz und Friederike aus dem Tierpark Kalletal zwei ausgesprochen liebenswerte Zeitgenossen gehören, kann ich mich der Kontroverse aber dennoch nicht entziehen und wünsche mir die Verwandlung des Kreiter in ein Pokemon, das auf Grund seiner geringen Entwicklung von jedem Bisaflor geschlagen werden kann. Und warten wir auf die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Bis dahin setzt schon mal auf die Kraft der tausend ZungenUlrich „Esperanto“ Reineking
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