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„Hinz und Kunzt“

■ Auch Hamburg hat ein Berberblatt

Wenn der Vertriebsleiter des neuen Hamburger Monatsmagazins morgens aufsteht, erwartet ihn kein geheiztes Bad oder ein gar schon per Zeitschaltuhr frisch gebrühter Kaffee. Manfred Jensen ist Obdachloser. Gemeinsam mit anderen Obdachlosen, freien Journalisten und der Nordelbischen Kirche (Anschubfinanzierung 50.000 Mark) gründete der 44jährige Ex- Abteilungsleiter einer Konstruktionsfirma ein Monatsmagazin: „Hinz und Kunzt“. Es ist dem Londoner Vorbild The big Issue nachempfunden. The big Issue erscheint wöchentlich mit einer Auflage von 80.000 Stück und finanziert sich über Anzeigen und den Verkauf zu einem Preis von 50 Pence. Vertrieben wird sie von Obdachlosen, die das Heft für 20 Pence kaufen. Initiiert hat das Hamburger Pendant der evangelische Landespastor Stephan Reimers. Als er von dem Londoner Projekt hörte, stellte er spontan 50.000 Mark zur Verfügung und will so neben Suppenküche und Kleiderkammer etwas Handfestes tun: „Die Zeitung soll dem Betteln Konkurrenz machen.“

Für Manfred Jensen und seine KollegInnen auf der Straße kommt das Projekt genau richtig. Als die „Nacht der Wohnungslosen“ im Mai mangels Promipräsenz in die Hosen ging, ergriffen die Obdachlosen die Initiative und gründeten „Oase – die Selbsthilfegruppe der Wohnungslosen in Hamburg“. Die trägt auch von seiten der Obdachlosen das Zeitungsprojekt. Neben dem Vertrieb der Zeitung stehen den Hamburger Obdachlosen zwei von den monatlich 28 Seiten für ihre Inhalte zur Verfügung, der Rest ist eine Mischung aus Kulturkalender, Reportagen und Lokalthemen. Das Blatt erscheint in einer Auflage von 30.000 Stück und wird von Hamburger Berbern zum Stückpreis von 1,50 Mark verkauft. Jörn Breiholz

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